Leverkusen A1-Brücke: schon sechs Millionen Euro Schaden

Leverkusen · Der Verband Spedition und Logistik Nordrhein-Westfalen beziffert den Schaden durch die Rheinbrücken-Sperrung auf 150 Euro pro Lkw am Tag. Currenta spricht von täglich "mittleren fünfstelligen Beträgen" für den Chempark.

 Die Polizei kontrolliert seit einer Woche die Brückensperrung für Fahrzeuge mit mehr als 3,5 Tonnen Gewicht. Viele Brummifahrer halten sich nicht dran.

Die Polizei kontrolliert seit einer Woche die Brückensperrung für Fahrzeuge mit mehr als 3,5 Tonnen Gewicht. Viele Brummifahrer halten sich nicht dran.

Foto: UM

Die erneute Sperrung der Leverkusener A1-Brücke über den Rhein hat Expertenschätzungen zufolge schon jetzt einen volkswirtschaftlichen Schaden von etwa 6,1 Millionen Euro verursacht. Wie Holger Schilp, der Sprecher des Interessenverbandes "Pro Mobilität" , gestern auf Anfrage erläuterte, lässt sich diese Summe leicht von jenen 80 Millionen Euro herunterbrechen, die das Institute for Economic Research and Consulting 2013 ermittelt hatte, als die Brücke 92 Tage für Lkw über 3,5 Tonnen blockiert gewesen war.

Das marode Bauwerk war zu Beginn der vergangenen Woche erneut gesperrt worden, weil Gutachter bei der regelmäßigen Überwachung des Bauwerks eine neue Art von Schweißnahtrissen in einer Seilkammer entdeckt hatten, die wie ein Reißverschluss aufreißen können. Solange das Schadensausmaß nicht vollständig bekannt und die erforderliche Notverstärkung nicht abgeschlossen seien, könnten vorhandene Risse weitere Schäden auslösen und dadurch zusätzliche Schweißnähte aufbrechen, hieß es.

Für Dr. Rüdiger Ostrowski ist die erneute Sperrung eine Katastrophe aber gleichzeitig auch ein "Beweis für politisches Versagen auf ganzer Linie". Auf rund 150 Euro belaufe sich der Schaden pro Lkw am Tag für all jene, die täglich auf den "rechts- und linksrheinischen Shuttleverkehr" angewiesen seien, betont der Geschäftsführer des Verbandes Spedition und Logistik Nordrhein-Westfalen und nennt als Beispiel etwa "Fahrten von Bayer Dormagen zu Bayer Leverkusen".

So laufen die Lkw-Kontrollen auf der A1-Rheinbrücke
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Dass NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) angesichts solcher Zahlen jegliche Aufarbeitung von möglichem Fehlverhalten auf Landesseite ablehne und nur davon rede, man müsse jetzt nach vorne blicken, sei ebenso "Quatsch", wie die Behauptung, ein Lkw belaste die Brücke 60.000 Mal so viel wie ein Pkw: "Da sind wohl ein paar Nullen mit dem Minister durchgegangen", sagt Ostrowski.

Unterdessen gab die Polizei bekannt, am Freitag 111 Lkw erwischt zu haben, die das Verbot ignorierten. Samstag und Sonntag waren es jeweils über 30.

A1-Umbau zwischen Rheinbrücke und Kreuz Leverkusen
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Foto: Miserius, Uwe

Mindestens ein Vierteljahr könnte die Sperrung auch diesmal wieder dauern, heißt es seitens des Landesbetriebs Straßen.NRW. Das bedeutet besonders für die im Chempark produzierenden Unternehmen erhebliche Einschränkungen, wie Betreiber Currenta gestern auf Anfrage noch einmal betonte. Täglich müssten rund 500 Laster aus den Standorten Leverkusen, Dormagen und Krefeld-Uerdingen nun auf andere Routen ausweichen. Wegen der Sperrung erwartet Chempark-Leiter Dr. Ernst Grigat für die ansässigen Unternehmen daher "Mehrkosten in Höhe von einem mittleren fünfstelligen Betrag".

Für Spediteurs-Geschäftsführer Ostrowski steht angesichts des neuen Brücken-Debakels fest: "Gelder, die aus dem Verkehrsbereich eingenommen werden, müssen künftig auch wieder komplett dort investiert werden." Sonst sei Leverkusen bald überall.

(RP)
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