Lkw-Sperren an der A1-Brücke bei Leverkusen "Das ist eine Stauverursachungs-Maschine"

Leverkusen/Köln · Täglich fahren immer noch 150 Lkw auf die A1-Brücke über den Rhein bei Leverkusen - obwohl sie das gar nicht dürfen. Weil das marode Bauwerk so noch weiter beschädigt wird, will das Land jetzt Lkw-Sperren mit Schranken einrichten. Alle Fragen und Antworten zum geplanten System.

 So sieht eine vergleichbare Anlage auf der A6 bei Saarbrücken aus.

So sieht eine vergleichbare Anlage auf der A6 bei Saarbrücken aus.

Foto: VOLKMANN & ROSSBACH

Die A1-Rheinbrücke ist schon länger marode. Ein Neubau soll sie ersetzen. Am Wochenende wurden an der bestehenden Brücke aufwendige Reparaturarbeiten durchgeführt. Dafür wurde die Brücke gesperrt. Jetzt sind die größten Schäden behoben, doch schwere Lkw gefährden das Bauwerk weiter. Nach Angaben von Kölns Regierungspräsidentin Gisela Walsken fahren täglich immer noch rund 150 Lkw über die Brücke. Dabei gilt dort bereits seit 2014 ein Maximalgewicht von 3,5 Tonnen, also faktisch ein Verbot für Lastwagen. Weil für die Einhaltung des Maximalgewichts auch eine Blitzer-Anlage in Betrieb ist, gab es sogar immer wieder Lkw-Fahrer, die vor den gut sichtbaren Radaranlagen stoppten und auf der Autobahn bis zur letzten Auffahrt zurücksetzten.

Die Sperranlagen sollen nun das Lkw-Problem bis zum Bau einer neuen Brücke ein für alle Mal zu lösen. Fahrzeuge, die zu schwer sind und sich nicht an die Beschränkung halten, werden gestoppt und abgeleitet. "Die Brücke ist todkrank. Die Sperranlage ist wie ein Sauerstoffzelt, das hoffentlich wie eine lebenserhaltende Maßnahme auf die Brücke wirkt", sagte NRW-Verkehrsminister Michael Groschek bei der Vorstellung des Projekts.

Jede Sperre besteht im Kern aus einer Waage und einer automatischen Schrankenanlage. Ist ein Fahrzeug zu schwer, springt die Ampel auf Rot. Kurze Zeit später schließen die Schranken. Der Verkehr wird gestoppt. Anschließend wird das zu schwere Fahrzeug abgeleitet. Das soll weitgehend automatisch passieren, Mitarbeiter in einem Container überwachen jedoch künftig den Verkehr und helfen den Fahrern bei der Abfahrt. Nur wenn sich ein Lkw festfährt, muss die Polizei zu Hilfe gerufen werden.

Damit beim Stoppen von Fahrzeugen kein Chaos entsteht, wird der Verkehr 200 Meter vor den Sperren auf maximal 40 km/h gedrosselt. In diesem Bereich sollen Schleusen entstehen, die durch Trennwände begrenzt sind. Nach der Sperre gibt es drei Fahrstreifen: zwei Spuren über die Brücke mit einer Breite von 2,20 Metern für normale Pkw. Die Spur, die zu schwere Fahrzeuge ableitet, hat laut NRW-Verkehrsministerium die Regelbreite von 3,75 Metern.

"Das ist eine Stauverursachungsmaschine", sagt Roman Suthold vom ADAC. Selbst wenn ein Lkw nur kurz anhalten müsse, könne das kilometerlange Staus verursachen. Suthold rät allen Berufspendlern, die Brücke so gut es geht zu meiden. "Das wird ein richtiges Nadelöhr. Die Situation von heute wird sich noch verschärfen."

Dabei muss die Schranke nicht einmal schließen, damit Staus entstehen. Schon die Geschwindigkeitsbeschränkung auf 40 km/h dürfte große Auswirkungen haben, sagt Suthold. "Die Leistungsfähigkeit der Brücke wird an dieser Stelle abgesenkt." Zwar gebe es vergleichbare Sperren schon auf anderen Autobahnen. Das Verkehrsaufkommen auf der Schiersteiner Brücke in Rheinland-Pfalz sei mit dem der Leverkusener Brücke jedoch nicht zu vergleichen. Suthold rechnet im Berufsverkehr vor allem auf der Mülheimer Brücke in Köln und auf der Fleher Brücke bei Neuss mit Staus, zudem auf der Rodenkirchener Brücke.

Hinzu kommen gerade für die Zeit kurz nach der Inbetriebnahme Kinderkrankheiten. "Anfangs müssen wir noch von Fehlschließungen ausgehen, bis das System richtig justiert ist", sagt NRW-Verkehrsminister Michael Groschek.

Laut NRW-Verkehrsministerium bleibt im Autobahnkreuz Leverkusen alles beim Alten. Die Rheinbrücke kann weiterhin auf drei verengten Fahrstreifen in jede Richtung befahren werden. Auch die Zufahrten bleiben wie bisher erhalten. Auf jeder Zufahrt wird jedoch eine Sperranlage eingerichtet, also auch an den Zufahrten von der A59 auf die A1.

Laut NRW-Verkehrsministerium liegen die Kosten bei 4,5 Millionen Euro für die komplette Anlage.

"Mit dem Aufbau der Anlage wird in den nächsten Tagen begonnen", sagte Elfriede Sauerwein-Braksiek, Direktorin Straßen NRW. "Die Arbeiten finden nachts und am Wochenende statt. In fünf Wochen dürfte die Anlage stehen. Die Aufbauarbeiten verursachen einen massiven Eingriff in den Verkehr. Für eine Spur wird immer gesorgt sein."

Demnach könnten die Sperren schon in der Woche ab dem 19. September 2016 fertig sein. Bis zur Fertigstellung fordert ADAC-Experte Roman Suthold verstärkte Polizeipräsenz an der Brücke, um die Überfahrt durch Lkw einzudämmen.

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