Leverkusen A1: Lastwagen-Fahrer nutzen den Standstreifen als Raststättenersatz

Leverkusen · Es ist früher Abend. Kalter Regen peitscht über die Autobahn 1. Die Fahrzeuge wirbeln dichte Gischt auf. Die Sicht auf den fließenden Verkehr ist für die Autofahrer trotz schnell laufender Scheibenwischer schwer. Dann tauchen unerwartet aus dem Nebel große Fahrzeuge auf: Lastwagen, die im Dutzendpack auf dem Standstreifen parken - ohne Licht, meist ohne aktivierte Warnblinkanlage. Trotz der teils überbreiten Standstreifen eine gefährliche Situation.

 A1 Richtung Leverkusen: Lkw-Fahrer nutzen den Standstreifen vor dem Leverkusener Autobahnkreuz zunehmend als Parkplatz - verbotenerweise. Dieses Verhalten nimmt an deutschen Autobahnen zu, berichten Leser.

A1 Richtung Leverkusen: Lkw-Fahrer nutzen den Standstreifen vor dem Leverkusener Autobahnkreuz zunehmend als Parkplatz - verbotenerweise. Dieses Verhalten nimmt an deutschen Autobahnen zu, berichten Leser.

Foto: US

Der Grund für dieses verbotene Treiben auf der A1 im Bereich Leverkusen ist relativ einfach: Um die Lenkzeiten nicht zu überschreiten und damit hohe Strafen zu riskieren, legen Lastwagenfahrer lieber eine Rast am Rand der Autobahn ein. Dies ist zwar auch ein Regelverstoß, kostet aber meist deutlich weniger als zu langes Fahren. Zwischendurch stehen in Fahrtrichtung Autobahnkreuz auch mal 20 Lastwagen auf dem A1-Standstreifen.

"Wir kennen dieses Problem", bestätigt gestern ein Sprecher der Polizei Köln/Leverkusen, die für die Sicherheit von rund 575 Autobahnkilometer verantwortlich ist. Es gehört zur täglichen Routine der Streifenbeamten, die "Falschparker" zu vertreiben.

"Das Weiterschicken der Lkw-Fahrer ist unser kleiner Kampf gegen Windmühlen", sagt die Polizei. In der Regel bleibt es bei einer ernsten Ermahnung: Bei dem verbotenen Halten auf dem Standstreifen handelt es sich um eine Ordnungswidrigkeit. Da haben die Polizisten einen Ermessensspielraum zwischen mündlicher oder kostenpflichtiger Verwarnung, erinnert der Polizeisprecher. Ziel sei es aber, die Gefahrenstelle möglichst schnell zu beseitigen. Die Fahrer erklären ihre Rast auf dem Standstreifen mit dem Hinweis auf das Einhalten der Lenkzeiten. Stünden sie vor dem und am Autobahnkreuz Leverkusen wieder einmal ein bis zwei Stunden im Stau, sei ein Überschreiten der Fahrzeiten absehbar. Deshalb würden sie vorher lieber auf dem Standstreifen eine Pause einlegen, berichten sie den Polizisten. Dabei darf nach deutschem Recht ein Lkw-Fahrer in solchen Fällen bis zu nächsten regulären Rastmöglichkeit weiterfahren. Eine Bestrafung erfolge dann nicht. Von der A1 Leverkusen könne ein Lkw-Fahrer also beispielsweise bis zur Raststätte Frechen durchrollen - trotz zu langer Lenkzeit.

Am Dienstag prallte ein Düsseldorfer Pkw-Fahrer auf einen auf dem Standstreifen stehenden Lastwagen. Der Autofahrer erlitt nach Polizeiangabe nur Verletzungen an der Hand. Ein Riesenglück, wenn man dazu den zerstörten Pkw sieht. Die Rettungssanitäter fuhren den Mann vorsichtshalber doch ins Krankenhaus. Warum der Unfall passierte und warum der Lkw-Fahrer am A1-Rand stand, dies ist laut Polizei noch offen.

(RP)
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