A1 bei Leverkusen Wegen Lkw-Sperren droht Chaos

Leverkusen · An der maroden Leverkusener Rheinbrücke wird in den nächsten Wochen ein System eingerichtet, das verhindert, dass Lastwagen weiterhin illegal über das Bauwerk fahren. Der ADAC rechnet mit erheblichen Verkehrsbeeinträchtigungen.

 So sieht eine vergleichbare Anlage auf der A6 bei Saarbrücken aus.

So sieht eine vergleichbare Anlage auf der A6 bei Saarbrücken aus.

Foto: VOLKMANN & ROSSBACH

Autofahrer im Großraum Köln werden demnächst vermutlich noch stärkere Nerven benötigen als ohnehin. In etwa fünf Wochen sollen automatische Lkw-Sperren vor der maroden Rheinbrücke der A1 bei Leverkusen in Betrieb genommen werden. Die Anlage soll verhindern, dass weiterhin Lastwagen mit über 3,5 Tonnen Gewicht illegal über die Brücke fahren. Die 4,5 Millionen Euro teure Anlage wird an den Zulaufstrecken zur Rheinüberquerung errichtet. Sie misst das Gewicht der Laster und hindert zu schwere Fahrzeuge mit einer Ampel und einer Schranke an der Überfahrt. Diese werden dann durch das System von der Autobahn abgeleitet. "Das Bauwerk wird nur halten, wenn wir neue schwere Schäden durch widerrechtliche Lkw-Fahrten verhindern", betont NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD). "Die Brücke ist todkrank. Die Sperranlage ist ein Sauerstoffzelt, um lebensverlängernde Maßnahmen so hinzukriegen, dass es reicht."

Die zentrale Rheinüberquerung ist wegen dringender Reparaturarbeiten erst vom vergangenen Donnerstagabend bis zum Montagmorgen voll gesperrt gewesen, weil vor allem ein 40 Zentimeter langer Riss an einer Seilverankerung geschweißt werden musste. Groschek kann auch weitere Vollsperrungen nicht ausschließen. "Ich kann keine Garantie geben, dass die Brücke bis zur Fertigstellung des Neubaus offen bleiben wird", so der Minister. Für dieses Szenario liegen beim zuständigen Landesbetrieb Straßenbau NRW bereits Notfallpläne vor.

Verkehrsbeeinträchtigungen wird es rund um die Brücke schon in den kommenden fünf Wochen während des Aufbaus der Sperranlage geben. Die Arbeiten werden nachts und am Wochenende stattfinden. Eine Fahrspur wird dafür voraussichtlich in dieser Zeit immer gesperrt sein. Nachdem das System in Betrieb genommen ist (spätestens Anfang Oktober), wird es noch etwa zwei weitere Wochen dauern, bis es richtig justiert ist. "Anfangs müssen wir deshalb noch von Fehlschließungen ausgehen", erklärt Groschek. Dann aber funktioniere die Anlage wie eine Sanduhr.

Automatische Schranke mit Signalregelung

Das mehrstufige Warn- und Sperrsystem, deren zentrale Elemente eine Wiegevorrichtung und eine automatische Schranke mit Signalregelung sind, wird vor der Ausfahrt Niehl und vor der Abfahrt zur A 59 im Kreuz Leverkusen-West eingerichtet. Zunächst werden Lkw-Fahrer mit Hinweisschildern frühzeitig vor einer Überfahrt gewarnt, damit zu schwere Laster die A1 vor der Brücke verlassen. Der Fallbaum geht erst runter, wenn ein Lkw-Fahrer sich über alle Warnungen hinweggesetzt hat. In diesem Fall leitet ein sogenannter Verwaltungshelfer, der 24 Stunden am Tag in einem Container sitzt und den Verkehr überwacht, die Lkw über besondere Fahrspuren von der Autobahn ab. Der Fahrer muss dann mit einem Bußgeld in Höhe von 150 Euro rechnen. Zu wenig, findet Groschek, der mit einer Bundesratsinitiative schärfere Strafen in Deutschland für solche Verkehrssünder durchsetzen will. "Die haben zum Teil kriminelle Energie", betont er.

Alle beteiligten Behörden sind sich bewusst, dass die Sperranlage ein massiver Eingriff in das dortige Verkehrssystem ist. Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, so die Kölner Regierungspräsidentin Gisela Walsken (SPD). "Aber die bisherigen Anstrengungen haben nicht verhindert, dass täglich noch rund 150 Lkw-Fahrer - mutwillig oder aus Unwissenheit - über die Brücke fahren", so Walsken. Daher sei die Sperranlage unumgänglich.

"Richtiges Nadelöhr"

Ein ähnliches System wie in Leverkusen hat es bereits auf der Schiersteiner Brücke der Autobahn 643, die den Rhein zwischen Mainz und Wiesbaden überspannt, gegeben. Dort habe man fast durchweg positive Erfahrungen gemacht, heißt es in Rheinland-Pfalz. Auch die Anlage an der Leverkusener Brücke wird auf jeden Fall Auswirkungen auf den Verkehr haben. In welcher Dimension, können die zuständigen Behörden noch nicht sagen. Der ADAC hingegen rechnet mit massiven Beeinträchtigungen im Berufsverkehr - besonders auf den vermeintlichen Ausweichrouten, vor allem auf der Mülheimer Brücke in Köln und auf der Fleher Brücke zwischen Neuss und Düsseldorf. "Die Sperranlage ist eine Stauverursachungsmaschine", meint ADAC-Sprecher Roman Suthold. "Das wird ein richtiges Nadelöhr."

(RP)
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