Leverkusen 60 Diebstähle in einem Jahr - Täter nennt Verhalten "normal"

Leverkusen · Ein etwa 20-jähriger Marokkaner, laut Akte am 1. Januar 1996 geboren, probiert in dem Geschäft TK Maxx am Wiesdorfer Platz ein paar Turnschuhe an - und stellt seine gebrauchten in das Regal. Einem Ladendetektiv fällt auf, dass die magnetische Sicherung an dem neuen Schuhwerk fehlt. Auf dem Überwachungsvideo sieht er, wie ein Komplize diese von den Schuhen entfernt. Er ruft die Polizei.

 Der Fall wurde am Amtsgericht Opladen verhandelt.

Der Fall wurde am Amtsgericht Opladen verhandelt.

Foto: UM

Die Diebe werden noch im Laden gestellt. Vor dem Amtsgericht wird klar: Der Flüchtling ist ein notorischer Wiederholungstäter. In den Monaten vor der Tat im Mai fiel er über 60 Mal in verschiedenen Städten polizeilich wegen Diebstahlsdelikten auf. Zu einer Anklage kam es aber nicht - bis jetzt. Er sei sich keiner Schuld bewusst, ließ der Angeklagte im Amtsgericht durch seinen Dolmetscher mitteilen: "Ich habe nur die Schuhe anprobiert und wollte nichts stehlen." Die Mittäter habe er zufällig getroffen.

Bevor er mit den entlarvenden Videos konfrontiert wurde, gab er an, sich "völlig normal" verhalten zu haben. Zudem könne er sich an den Tag nicht mehr genau erinnern. Der Ladendetektiv konnte hingegen die Geschehnisse gut konstruieren. Demnach habe es sich um eine Gruppe von drei jungen Männern gehandelt, die sich auffällig verhielten. Als klar wurde, dass die Sicherung nicht mehr an den Schuhen war, gab es für ihn keine Zweifel. "Normal" sei daran nichts gewesen, betonte der Richter nach der Vorführung des Videos im Gerichtssaal.

Der Angeklagte, der nach eigenem Bekunden Anfang 2014 der Armut in seinem Heimatland entfliehen wollte, nachdem sein Vater gestorben war, saß zuletzt sechs Wochen in Untersuchungshaft. Die Zeit im Gefängnis habe ihn "nachhaltig beeindruckt", gab seine Anwältin an - und plädierte für eine milde Strafe. Zu einer ähnlichen Einschätzung kam die Jugendgerichtshilfe. Das Urteil: 15 Stunden Sozialarbeit. "Nehmen sie es als Warnung", mahnte der Richter. "Bisher hatten sie offenbar großes Glück, dass es trotz der vielen Polizeikontakte nicht zu einer Anklage kam."

(dora)
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