Polizei 3-D-Technik soll bei Aufklärung von Morden helfen

Leverkusen · Die Polizei Köln/Leverkusen setzt bei der Aufklärung von Verbrechen auf moderne Technologie. Mit einer Laser-Kamera können die Beamten zum Beispiel die Schussrichtung von Projektilen nachzeichnen oder virtuelle Flüge über einen Unfallort simulieren.

 Der Laserscanner der Polizei ist zusätzlich mit einer Kamera ausgestattet, so dass nicht nur Panoramabilder erstellt werden können, sondern auch die Entfernungen zwischen einzelnen Punkten festgehalten werden können. Er wurde jüngst in Fixheide eingesetzt.

Der Laserscanner der Polizei ist zusätzlich mit einer Kamera ausgestattet, so dass nicht nur Panoramabilder erstellt werden können, sondern auch die Entfernungen zwischen einzelnen Punkten festgehalten werden können. Er wurde jüngst in Fixheide eingesetzt.

Foto: Uwe Miserius

Wer in Urlaub fahren will, kann heutzutage den Blick aus dem Feriendomizil schon mal aus der Ferne erleben: Von vielen Orten sind mittlerweile Panoramabilder im Internet verfügbar. Nun macht sich auch die Polizei in Köln und Leverkusen eine ähnliche Technik zunutze. Sie hat vor kurzem einen Laserscanner samt Kamera angeschafft, mit dem dreidimensionale Bilder von Unfall- oder Tatorten erstellt werden können. Das Gerät kam unter anderem vergangene Woche bei dem schweren Unfall auf der Schlebuscher Straße in Fixheide, bei dem ein Rollerfahrer verletzt wurde, zum Einsatz.

"Die Technik hilft der Polizei bei der Unfallanalyse", erklärt Michael Gregorowius von der Firma Zoller und Fröhlich, die den Scanner herstellt. "Sie kann damit die Realität dreidimensional abbilden und Strecken nachträglich vermessen, zum Beispiel, wie weit ein Auto von einer Stelle entfernt war." Bereits mehrere Polizeibehörden in Deutschland sowie in Österreich und der Schweiz setzen ihm zufolge 3-D-Laserscanner des Unternehmens aus Wangen im Allgäu ein. Aus China und Japan lägen Anfragen vor. "Es gibt zwar auch andere Hersteller, aber nur wenige, die Geräte in unserer Qualität und Genauigkeit anbieten."

Forensik-Programm zeigt Tatort aus verschiedenen Perspektiven

Während der Scanner die Koordinaten einzelner Punkte erfasse, liefere die Kamera die dazugehörigen Farbinformationen. Im Computer würden alle Daten miteinander verknüpft. Eigens für die Polizeiarbeit gebe es ein spezielles Forensik-Programm. "Damit kann man sich verschiedene Perspektiven eines Tatorts ansehen, Flüge darüber simulieren oder auch bei Einschüssen anhand der Daten des Schusskanals berechnen, von wo aus der Schuss abgegeben worden sein muss", erklärt Gregorowius.

Seit rund zehn Jahren verkaufe die Allgäuer Firma solche Scanner. "Sie werden auch in anderen Branchen genutzt, zum Beispiel in der Film- und Spielzeugindustrie, in der Architektur und an Universitäten." Vor Gericht dienten die Aufnahmen dazu, einen Unfallhergang besser darstellen zu können. "Unsere Geräte sind alle kalibriert", sagt Gregorowius. "Wir können die jeweilige Genauigkeit dokumentieren."

Experten befürworten Einsatz als Beweis vor Gericht

Stefan Müller-Gerbes hatte noch keine Fälle, bei denen 3-D-Bilder von Unfallorten vorgelegt wurden, kann sich den Einsatz vor Gericht aber durchaus vorstellen. "Das Gesetz kennt keine Einschränkungen von Beweismitteln", sagt der stellvertretende Direktor des Leverkusener Amtsgerichts. Sein Haus verfüge zwar nicht über die nötige Technik, um die Bilder darzustellen. "Ermittlungsbehörden dürfen aber beispielsweise Laptops mitbringen, um Aufnahmen zu zeigen." Das gelte dann auch für die neuen Polizei-Kameras. "Grundsätzlich entscheidet jeder vorsitzende Richter im Einzelfall, ob ein Beweismittel zugelassen ist oder nicht."

Müller-Gerbes erinnert sich an Verfahren, in denen die Polizei von ihr erstellte Videos von Verfolgungsfahrten abgespielt habe. Und an ein Verfahren nach einem Fußballspiel von Leverkusen und Rotterdam. Im Anschluss war es zu Randale und Landfriedensbruch gekommen. "1200 holländische Fans waren festgenommen und identifiziert worden", berichtet der Amtsrichter. "Nachher wurden die Bilder verschiedenen Videosequenzen zugeordnet. Die Polizei brachte einen Computer mit zur Verhandlung und zeigte die Bilder. Die Angeklagten konnten sich dann dazu im Gericht äußern." Ähnliches könne er sich mit der 3-D-Technik vorstellen.

(sug)
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