Leverkusen 26 Alkoholtote - die Zahl trinkender Mädchen steigt

Leverkusen · Die Suchthilfe Leverkusen versucht, Patienten mit Alkoholproblemen im Klinikum und Eltern von jungen Komasäufern direkt zu erreichen.

 Die Caritas veranstaltet sogar bereits Gedenktage für Drogentote, wie dieses Foto zu einer der Veranstaltungen zeigt.

Die Caritas veranstaltet sogar bereits Gedenktage für Drogentote, wie dieses Foto zu einer der Veranstaltungen zeigt.

Foto: Caritas

Alkohol ist in Leverkusen die Droge Nummer eins, die auch mit Abstand die meisten Drogentoten verursacht. So sind im Jahr 2013 insgesamt 26 von 30 Drogentoten in Leverkusen dem Alkohol zum Opfer gefallen: Auf diese Zahlen weist die IKK classic mit der Quelle des Statistischen Landesamtes hin. Neuere Daten für 2014 gibt es zwar laut IKK-Sprecher Michael Lobscheid nicht, er befürchte aber, dass diese Negativentwicklung fortbestehe.

Die Karnkenkasse verfügt über Daten von Jugendlichen und Kindern zwischen zehn und 20 Jahren, die wegen Alkoholmissbrauchs im Krankenhaus behandelt werden mussten. Lobscheid sagt: "Besorgniserregend an der Entwicklung ist, dass die Zahl der Mädchen eher steigt, als sinkt." So gab es laut Kasse im Jahr 2013 insgesamt 45 jugendliche Vollrauschpatienten in den Leverkusener Krankenhäusern, 20 davon waren Mädchen. 2012 waren es 37 (20 weiblich), 2008 waren unter 23 Patienten nur acht Mädchen.

Bei den Todesfällen durch Alkohol unterscheiden die Statistiker nicht nach Geschlechtern und machen auch keine Altersangaben. Sie gehen aber davon aus, dass Leverkusen von einer positiven Entwicklung mehr als weit entfernt sei. Denn in den Statistiken werde nur die Spitze des Eisbergs wiedergegeben, sagt auch Lobscheid und gibt zu bedenken: "Bei weitem nicht alle Kinder und Jugendlichen mit einem Vollrausch landen auch im Krankenhaus, die Dunkelziffer ist entsprechend hoch."

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) werde in Deutschland deutlich mehr getrunken, als im Rest der Welt. "Eine Hauptursache für den hohen Alkoholkonsum bei uns ist sicherlich der niedrige Preis. Deutschland ist eines der wenigen Länder in Europa, wo man sich noch immer für ein Taschengeld zu Tode trinken kann", beklagt Lobscheid.

Diese Ansicht unterstützt auch Peter Helgers von der Suchthilfe Leverkusen, der als weitere Kritikpunkte die massive Werbung für Alkohol sowie eine zu milde Bestrafung bei Nichteinhalten der Jugendschutzbestimmungen nennt. "Und eigentlich müsste man auch das Flatrate-Saufen bei Veranstaltungen verbieten", meint Helgers. Leverkusen habe in der Tat ein Alkoholproblem, wie andere deutsche Städte auch. Bei der Suchthilfe käme aber nur ein Bruchteil der Betroffenen an, gibt Helgers zu.

Deshalb versuche die Suchthilfe, im Klinikum Leverkusen die Patienten zu erreichen, die unter erkennbaren Folgeschäden durch Alkoholmissbrauch litten und vor allem auch die Eltern anzusprechen, wenn ihre Kinder nach dem berüchtigten Komasaufen in die Notambulanz eingeliefert wurden.

Allerdings fehle der Suchthilfe Personal, um die Alkoholabhängigen tatsächlich da zu erreichen, wo sie sich aufhielten - zum Beispiel in der Opladener Fußgängerzone, wie Helgers einräumt. Er hoffe auf personelle Verbesserungen durch ein neues Präventionsgesetz. Denn Alkohol gehöre zu den Drogen, genauso wie Heroin oder Cannabis, betont der Suchtberater.

(RP)
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