Leverkusen/Köln 100 Klinikum-Mitarbeiter im Warnstreik: Engpässe am OP-Tisch und beim Herzkatheter

Leverkusen/Köln · Der gestrige Warnstreik von 100 Klinikum-Mitarbeitern hat den Krankenhausbetrieb in Schlebusch deutlich getroffen. "Es läuft alles, aber wir müssen ziemlich improvisieren", berichtete Klinikum-Geschäftsführer Hans-Peter Zimmermann. Von acht OP-Sälen blieben zwei leer und einer der beiden Herzkatheterplätze konnte mangels Personal nicht genutzt werden. Insgesamt wurde die Zahl der Operationen reduziert. "Auf die grundsätzliche medizinische Versorgung und vor allem auf die Notfallversorgung hatte der Streik aber keinen Einfluss", versicherte der Klinik-Chef.

 Demonstrationszug der Klinikmitarbeiter gestern in Köln.

Demonstrationszug der Klinikmitarbeiter gestern in Köln.

Foto: Stückle

Die Gewerkschaft Verdi hatte für gestern im Rahmen der Tarifausein-andersetzung bundesweit Mitarbeiter der Krankenhäuser zu Warnstreiks aufgerufen. Zur Kundgebung nach Köln reisten rund 1200 Klinikum-Beschäftigte an. Nach einem Demonstrationszug trafen sich alle auf dem Heumarkt.

"In den Kliniken herrscht große Unruhe, weil die Arbeitgeber an die Zusatzversorgung ran wollen", sagte Willi Oberländer (Verdi Rhein-Wupper/Leverkusen). Wolfgang Stückle, Betriebsratsvorsitzender im Klinikum, ergänzte: "Wir führen als Arbeitnehmervertreter einen schweren Abwehrkampf gegen die Arbeitgeber: Sie wollen die Betriebsrente sogar absenken."

Klinik-Chef Zimmermann nennt dazu Eckdaten. Heute zahle der Arbeitgeber die Zusatzversorgung im öffentlichen Dienst komplett alleine. Dies seien 4,25 Prozent vom Bruttolohn. Künftig sollen die Beschäftigten sich mit 0,2 Prozent an den Beiträgen zur Zusatzversorgung beteiligen. Bei einem Verdienst von 3000 Euro wären das sechs Euro pro Monat. Allen sei klar, dass dies eigentlich wenig Geld sei. Allerdings: Durch die Zinsflaute sinkt die Zusatzversorgung ohnehin wie bei allen solchen Versicherungen. "Wir sollten uns an den Ursprung der Zusatzversicherung erinnern", mahnte Stückle: Die Zusatzversorgung (ZV) sei eingeführt worden, weil die Bediensteten im öffentlichen Dienst weniger als die Mitarbeiter im industriellen Bereich verdienten. Damit die Renten aber verträglich blieben, wurde die ZV geschaffen.

Sorgen bereitet zumindest dem Krankenhaus-Geschäftsführer die geforderte pauschale Tariferhöhung: "Sechs Prozent obendrauf, wie es die Gewerkschaft verlangt, können wir nicht leisten." Zimmermann sieht drei Prozent als relativ realistisch an. 2,7 Prozent dieser Erhöhung würden durch höhere Zuweisungen refinanziert. Die restlichen 0,3 Prozent machten eine Erhöhung des Personalkostenetats (rund 100 Millionen Euro) um rund 300.000 Euro aus.

Viele der Tarifforderungen lassen sich aus Zimmermanns Sicht - wenn überhaupt - nur in "Paketen" umsetzen. Der Geschäftsführer findet, dass etwa Nacht- und Wochenenddienste und Mitarbeiter mit besonderer Verantwortung anders als heute bezahlt werden müssten. Nach dem jetzigen Tarifkonstrukt sei dies nicht möglich. "Wir fordern mehr Qualifikationen, aber zahlen nach überholten Entlohnungsmustern", kritisierte Zimmermann gestern.

(RP)
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