Leichlingen "Zur Kutsche" in Balken: Wirts-Ehepaar hört auf

Leichlingen · Zum Jahresende geben Ute und Friedhelm Hausmann ihr Traditionslokal auf. Ein Nachfolger ist bislang nicht in Sicht.

 Ute und Friedhelm Hausmann machen nach 48 Jahren ihre Gaststätte in Balken zu. Letztmals wird an Silvester geöffnet sein.

Ute und Friedhelm Hausmann machen nach 48 Jahren ihre Gaststätte in Balken zu. Letztmals wird an Silvester geöffnet sein.

Foto: uwe miserius

Zwei Jahre noch, dann hätten Ute und Friedhelm Hausmann Goldjubiläum in ihrer Gaststätte feiern können. Doch daraus wird nichts, Silvester wird der letzte Tag sein, an dem die Kutsche für ihre Gäste geöffnet hat - zumindest unter der Leitung des Ehepaars, das sie seit 48 Jahren führte.

Das historische Fachwerkhaus am Eingang der Ortschaft Balken abzugeben, tut den Wirtsleuten entsprechend weh, doch es sei einfach eine Notwendigkeit, sagt Friedhelm Hausmann: "Ich bin jetzt 72 Jahre alt, ich kann nicht mehr tagein tagaus in der Küche stehen."

Fast fünf Jahrzehnte lang hat er es getan, wobei Koch und Gastwirt eigentlich überhaupt nicht der Berufswunsch des gelernten Haarscherenschleifers waren. In Solingen wollte er in den 60er-Jahren einen Betrieb kaufen, doch die Geldforderungen waren zu hoch.

Hausmanns damalige Partnerin schwärmte für die Gastronomie, und der einstige Schleifer übernahm im Jahr 1969 schließlich die "Kutsche" und wurde Gastwirt. So einfach wie es heute klingt, war das damals natürlich nicht.

Friedhelm Hausmann weiß im Gegenteil noch genau, "dass ich über die Zeit alles in allem mindestens eine halbe Million Mark in das renovierungsbedürftige Gebäude gesteckt habe". Viel Arbeit sowieso.

Es sollte sich lohnen: Die Gaststätte "Zur Kutsche" wurde ein Treffpunkt für Vereine, Wanderer, aber eben auch für die Balkener, die zwischenzeitlich mit dem "Brückenhof" sogar die Auswahl zwischen zwei Lokalen hatten.

"Ich finde es schade, dass er zugemacht hat", sagt Hausmann offen: "Konkurrenz belebt doch das Geschäft, zumindest bei uns war das immer so." Hatte er anfangs noch Köche beschäftigt, so stand er zunehmend selbst hinterm Herd oder am Grill - und daran hat sich bis heute nichts geändert. "Beim Kochen ist es wie im Leben, man lernt immer dazu", sagt der Leichlinger.

Im Jahr 2007 erfüllte er sich einen großen Wunsch: die Wiederbelebung des ehemaligen Schleiferkottens in Balken. 40 Jahre lang war das windschiefe winzige Fachwerkhäuschen gegenüber dem Brückenhof nur als Lager genutzt worden, bis sich Hausmann entschloss, den Kotten wieder flott zu machen.

Kein Wunder: Großvater Hugo Luchtenberg war gelernter Schreiner und hatte im Balkener Kotten Messerhefte für Solinger Firmen hergestellt. Hausmanns Vater arbeitete als Schleifer für dieselben Auftraggeber. Schon als Zwölfjähriger habe er geholfen, berichtet er.

Als sein einstiger Geselle Kurt Weber dann 2006 die Idee hatte, beim Handwerkermarkt zum Stadtfest einen Schleiferstand zu betreiben, war Hausmann sofort dabei. Der Stand wurde geradezu belagert. Hausmann fing Feuer, setzte den Kotten instand, und nahm Besteck fortan auch in der "Kutsche" an.

Sie jetzt abzugeben, fällt ihm und seiner Frau sichtlich schwer. Umso mehr wünscht sich das Paar, dass sich jemand meldet, der nicht nur das schnelle Geld machen will, sondern dem auch etwas am Erhalt eines solchen Kleinods liegt. Kontakt, Tel.: 02175 2748.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort