Leichlingen USA-Faszination hat Risse bekommen

Leichlingen · Der ARD-Tagesthemen-Moderator Ingo Zamperoni sprach in Schloss Eicherhof über sein neues Buch, über die USA und eine zweite Amtszeit von Donald Trump.

 "Man kann auch von den USA lernen", sagt Ingo Zamperoni. Beispiel Zuwanderung.

"Man kann auch von den USA lernen", sagt Ingo Zamperoni. Beispiel Zuwanderung.

Foto: Uwe Miserius

Ungläubig blickt Deutschland seit einem Jahr über den Großen Teich - aufs Weiße Haus. Wer dachte, er wüsste, wie Amerika tickt, den belehrte Ingo Zamperoni, der sympathische und bodenständige Anchorman der ARD-Tagesthemen, jetzt eines Besseren. Am Sonntagabend war er zu Gast in Schloss Eicherhof, um dort sein Buch "Fremdes Land Amerika" vor ausverkauftem Haus zu präsentieren und sich den Fragen von Bert-Christoph Gerhards, dem Redaktionsleiter des Leverkusener Anzeigers, zu stellen. Beinahe wäre der Termin jedoch geplatzt: Weil Zamperoni krank war. Und weil die Schlossherren Manfred Ackermann und Matthias Winzer einen schweren Unfall in Thailand erlitten hatten. Geklappt hat alles dann doch noch.

Er sei schon als Kind von Amerika fasziniert gewesen, erläuterte der deutsch-italienische Fernsehmoderator und Journalist, der bis 2016 als Korrespondent für das ARD-Auslandsstudio in Washington war. Das transatlantische Verhältnis für ihn sei längst ein persönliches geworden, da er mit einer Amerikanerin verheiratet sei. "Wir denken, wir kennen Amerika, weil wir die Sprache verstehen und dort schon Urlaube verbrachten. Aber zwischen uns sind Welten", betonte Zamperoni.

Auch seine Faszination habe Risse bekommen. "Es ist das eine, sich an der spektakulären Natur des Kontinents zu berauschen und die Freundlichkeit der Menschen zu genießen. Und es ist etwas ganz anderes, die Widersprüche, Ungereimtheiten und Mängel der Staaten im Alltag hautnah zu erleben", beschreibt Ingo Zamperoni in seinem Buch und nennt dieses Phänomen "Vertrauensillusion".

Um den twitternden Präsidenten Donald Trump kam selbstredend niemand herum. Trump sei nicht Ursache für veränderte Kommunikation, antwortete Zamperoni auf Nachfrage von Gerhards, "sondern nur sichtbares Symptom und Brandverstärker", schätzte der Journalist ein. Wie es um Trumps Nachfolge im Oval Office bestellt sei, wollte ein Zuhörer wissen. Es sei noch zu früh, zu sagen, wen die Demokraten als Kandidat 2020 ins Rennen schickten. Damit sei vermutlich erst im Frühjahr 2019 zu rechnen. Er gehe ohnehin von dessen Wiederwahl aus, schob Zamperoni hinterher - und das Publikum stöhnte auf.

Weitere Themen in Schloss Eicherhof drehten sich etwa um den jüngsten Amoklauf eines Schülers in Florida und Donald Trumps Idee, Lehrer zu bewaffnen. Ingo Zamperoni: "Das widerspricht natürlich unserem Verständnis, zeigt aber das Riesenproblem in Amerika." Selbst der neuerliche Amoklauf werde grundsätzlich kaum etwas an der Einstellung der Amerikaner ändern. Insgesamt 90 von 100 Bürgern seien bewaffnet.

Allerdings könne man auch von den Vereinigten Staaten lernen, zum Beispiel, wenn es um geregelte Zuwanderung gehe, gab der ehemalige USA-Korrespondent seinen Zuhörern mit auf den Weg.

(RP)
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