Leichlingen Unangekündigter Aktionstag: Schüler auf der Flucht

Leichlingen · Für die Zukunft wünschen sie sich in ihrer neuen Heimat Frieden, Arbeit und Geld. Dies waren aber keine Hoffnungen von Flüchtlingen, sondern von Schülern der Gemeinschaftshauptschule Leichlingen. Weil deren Lehrer eine zunehmende Verunsicherung festgestellt hatten, organisierten sie für die Schüler einen unangekündigten Aktionstag mit dem Titel "Menschen auf der Flucht".

"Wir müssen fliehen", hieß es plötzlich für 114 Kinder und Jugendliche, die in aller Eile entscheiden mussten, was für die Flucht wichtig war. Familienfotos? Kuscheltiere? Fast alle entschieden sich für Geld, Papiere und Handy. Es folgte eine simulierte Bootsfahrt bei Nacht, arrangiert durch Schleuser. Danach begann die "lange Wanderschaft über die Balkanroute" - in diesem Fall 20 Minuten auf dem Wupperdamm. An der "Grenze" gab es Wartezeiten, alle mussten sich registrieren lassen. Ein Schüler ärgerte sich, dass er keinen Pass mitgenommen hatte. Dann hieß es erneut: warten - bei der medizinischen Untersuchung und beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Dort erfuhren "Flüchtlinge" aus Syrien und Eritrea, dass sie bleiben durften, Familien aus Afghanistan mussten zurück.

Niklas (14), Klasse 9a, zählte zu den Abgewiesenen. "Ich war schockiert", sagte er. Mitschülerin Chantal (17), Klasse 10b, spielte eine syrische Mutter. "Ich konnte mich gut in die Lage der Menschen versetzen", schilderte sie und plädierte dringend für eine bessere Versorgung in den Flüchtlingslagern. Wie jetzt könne es nicht weitergehe, resümierten die Schüler, sondern die Fluchtursachen müssten dringend bekämpft werden. Helga Fricke, kommissarische Schulleiterin, war nach dem Planspiel ebenso wie ihre Kollegin Inge Zurmann zufrieden: "Wir haben erreicht, dass unsere Schüler die Themen, die wir im Unterricht ansprechen, besser nachempfinden können."

(gkf)
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