Leichlingen Stockberg: Marseille droht mit Großchemie

Leichlingen · Verhindert die Stadt den Naturstein-Großhändler Seltra, will der Unternehmer außerdem auf Schadensersatz klagen.

 So wirbt Seltra auf der eigenen Firmenhomepage für seine Naturstein-Produkte.

So wirbt Seltra auf der eigenen Firmenhomepage für seine Naturstein-Produkte.

Foto: seltra

Vier Tage vor der Sondersitzung, bei der der Stadtrat über die Zukunft des Leichlinger Gewerbegebiets Am Stockberg entscheidet - und damit auch über die Ansiedlung des Naturstein-Großhändlers Seltra auf dem Gelände der Firma Marseille-Kunststoffe -, spitzt sich die Kontroverse zwischen Unternehmer Reinhold Marseille und der Stadt zu. Der Firmenchef drohte gestern offen mit einer Schadenersatz-Klage vor Gericht.

Marseille will einen wesentlichen Teil seines Gewerbegrundstückes - etwa 60.000 Quadratmeter - nach mehr als 30 Jahren in Leichlingen an Seltra veräußern, die zurzeit noch in Leverkusen eine Dependance betreiben, aber in die Blütenstadt wechseln wollen.

 Diese Dependance im Leverkusener Gewerbegebiet Fixheide wird dem Unternehmen allmählich zu eng.

Diese Dependance im Leverkusener Gewerbegebiet Fixheide wird dem Unternehmen allmählich zu eng.

Foto: uwe miserius

Der Kaufvertrag ist bereits unterschrieben, die Ansiedlung für Anfang 2017 geplant - der Antrag auf eine Nutzungsänderung für das Marseille-Gelände ist gestellt. Doch die Stadt könnte mit einem neuen Bebauungsplan sowie einer zusätzlichen Veränderungssperre die Ansiedlung noch blockieren. Verwaltung und Teile der Politik bevorzugen offenbar kleinteiliges Gewerbe ohne großen Schwerverkehr.

Marseille warnte jetzt: Im Falle einer solchen Veränderungssperre werde "die Erfüllung des beurkundeten Kaufvertrages fraglich". Die Marseille Kunststoffe GmbH wäre dann "gezwungen, den bei ihr dadurch entstehenden Schaden gegenüber der Stadt Leichlingen geltend zu machen."

Mehr noch: Er könne seine Gesellschafteranteile am jetzigen Firmenskonstrukt jederzeit im Rahmen des Bestandsschutzes an Großunternehmen aus derselben Branche veräußern: "Dann reden wir über Großchemie", sagt Marseille - über 200.000 Tonnen Umschlag pro Jahr statt wie bisher 100.000, über hohes Brandrisiko und eine Erweiterung des bisherigen Siloparks."

Seltra dagegen bedeute ein um mehr als zwei Drittel reduziertes Verkehrsaufkommen, Abbau des großen Siloparks, Andienung und Verladung nur noch von 8 bis 17 Uhr statt wie bisher 24 Stunden am Tag, Naturstein als sauberes Produkt sowie zusätzliche Arbeitsplätze.

Seltra-Geschäftsführer Uwe Thumm betonte gestern, sein familiengeführtes Unternehmen sei nun seit mehr als 15 Jahren erfolgreich am Markt: "Wir haben vier Standorte in Deutschland und sind dort als guter, verlässlicher Gewerbesteuerzahler mit sauberer Produktpalette überall gern gesehen."

Dass dies ausgerechnet in der Stadt Leichlingen, die ja durchaus hoch verschuldet sei, anders sein solle, wolle ihm nicht so recht einleuchten.

Die Leichlinger CDU kündigte jetzt an, Seltra auf keinen Fall verhindern zu wollen. Sie stellte den Antrag, das Plangebiet für den neuen Bebauungsplan entsprechend zu verändern. Fraktionschef Helmut Wagner betont dabei: " Auch wenn es nicht einfach wird, sollten wir die Eigentümer mit einer derartigen geordneten Entwicklung unterstützen, die Gewebebrachen und eine alternative Verkehrsführung planerisch berücksichtigt, ohne bestehende Entwicklungen unnötig zu behindern."

(RP)
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