Wahrzeichen von Witzhelden Heute fällt der Turm - Zeit für ein letztes Adieu

Leichlingen · Witzheldens Wahrzeichen wird am Dienstag gestürzt. Zu diesem sehr emotionalen Ereignis werden viele Schaulustige erwartet. Sie wollen dabei sein, wenn ihr "Äu", der Funkturm, nach über 50 Jahren in die Knie gezwungen wird.

 Noch steht er: Witzheldens Wahrzeichen, der Funkturm "Äu", benannt nach dem ehemaligen Bürgermeister August Weltersbach.

Noch steht er: Witzheldens Wahrzeichen, der Funkturm "Äu", benannt nach dem ehemaligen Bürgermeister August Weltersbach.

Foto: Uwe Miserius

Wenn am Dienstag die Pardunen gekappt werden, wird es nicht lange dauern, vielleicht einen Atemzug, bis der über 200 Meter hohe Turm nicht mehr senkrecht, gestützt von den Abspannseilen, zwischen den Feldern des Höhendorfes steht, sondern niedergerungen am Boden liegt.

Für einige wird das ein sehr emotionaler Abschied ihres "Äu" werden, versichert Sigrid Weltersbach. Die Witzheldenerin verbindet ein ganz besonderes Gefühl mit dem Funkturm: "Ich habe den Bau des Turms als Kind noch persönlich mitbekommen", sagt sie. "Für mich war dieser Turm immer ein Stück Heimat. Egal wo ich in der Umgebung war, Leverkusen, Solingen, Burscheid, von überall dort kann man den Turm sehen." Der Turm, sagt sie, sei immer ein beliebtes Motiv auf vielen Bildern des Höhendorfes gewesen.

Doch auch familiär ist die stellvertretende Vorsitzende des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Witzhelden (VVV) mit dem Turm verbunden. Benannt wurde der Funkturm nämlich nach dem bis 1963 amtierenden Bürgermeister der Gemeinde, August Weltersbach, Großvater ihres Mannes. Wie es ohne den "Äu" sein wird, kann sie sich noch nicht richtig vorstellen. "Wir haben sicherlich noch andere wichtige Wahrzeichen im Dorf, zu denen der Kirchturm ,Der Alte vom Berg' gehört, aber auch der Fernmeldeturm ,Rich' (benannt nach Landwirt Richard Claasen) und das Windrad."

Ganz aufgeben will Weltersbach den Turm aber nicht, wobei sie deutlich Abstand von möglichen Aktionen nimmt. "Ich finde den Abbruch zwar schade, aber ich bin auch ein wirtschaftlich denkender Mensch und weiß, dass die Inhaber-Gesellschaft für den Turm keine Verwendung mehr hat und wir die Kosten für den Unterhalt nicht aufbringen können." Der VVV hat bei der Deutschen-Funkturm-Gesellschaft, Inhaber des Turmes, angefragt und würde gerne zumindest einen kleinen Teil des "Äu" als Erinnerung an einem öffentlichen Platz aufstellen lassen.

Ob das klappt, ist noch nicht klar, wie auch Hans-Arno Dahm, Regionalleiter der Gesellschaft auf Nachfrage unserer Redaktion sagte. "Der Verein hat Kontakt zu uns aufgenommen, und wir wollen versuchen, dem Wunsch irgendwie nachzukommen." Doch ob und inwiefern dem Verein für die Allgemeinheit ein "Andenken" überlassen werden kann, weiß er nicht. "Es hat ja auch einen finanziellen Effekt, schließlich hat auch der Stahl des Turmes einen Preis."

Darüber hinaus ist es auch beim VVV noch nicht klar, wie der Verein mit einem Erinnerungsstück des Turms umgehen würde. "Der Termin hat uns alle sehr überrascht. Wenn wir einen Teil des Turmes bekämen, stünde daher noch die praktische Umsetzung in Frage", merkt Weltersbach an. Es sei noch nicht geklärt, wo das Erinnerungsstück gelagert, wo es installiert werden könnte oder wie der Unterhalt geregelt wäre.

Verpassen will Sigrid Weltersbach, wie so viele Witzheldener, das morgige Ereignis nicht. Es werden zahlreiche Schaulustige erwartet. Wann genau der Turm fallen wird, konnte noch niemand konkret mitteilen. Voraussichtlich kann ab 12 Uhr mit der Sprengung gerechnet werden. Die beauftragte Abrissfirma muss für die Sicherheit sorgen. Mitarbeiter werden am Montag aus Berlin anreisen und alles soweit für morgen vorbereiten: In einem Radius von mindestens 300 Metern wird abgesperrt, Streckenposten werden aufpassen, dass zum Zeitpunkt der Sprengung niemand über die Felder läuft. Die Streckenposten sind durch Funkverkehr mit Sprengmeister Karl Heinz Bühring verbunden.

Die Sprengung selbst, erklärt Bühring, findet nur an den Pardunen statt: Auf der einen Seite des Turmes werden mittels Sprengsatz die Seile getrennt, so dass der Äu von den Abspannseilen auf der unbeschädigten Seite zu Boden gerissen wird. Wie lange der freie Fall dauert? "Maximal fünf Sekunden", sagt Bühring. Ein Atemzug, dann ist es vorbei und Witzheldens Äu Geschichte.

(RP)
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