Leichlingen SPD-Experte in Leichlingen: "Syrien geht uns alle an"

Leichlingen · Der Bundestagsfraktions-Vize Rolf Mützenich betrieb beim "Stadtgespräch" der Leichlinger Genossen Ursachenforschung.

 Rolf Mützenich sprach im im Ratssaal des Rathauses vor rund 50 Zuhörern über den Krieg in Syrien und seine Folgen.

Rolf Mützenich sprach im im Ratssaal des Rathauses vor rund 50 Zuhörern über den Krieg in Syrien und seine Folgen.

Foto: Uwe Miserius

Die Welt scheint aus den Fugen geraten. Aber ist sie das wirklich und warum? Dr. Rolf Mützenich, Bundestagsmitglied und stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, begab sich auf Einladung der SPD Leichlingen beim jüngsten "Stadtgespräch" auf Ursachenforschung. "Syrien geht uns alle an", verdeutlichte er vor rund 50 Zuhörern im Ratssaal des Rathauses. Nicht nur wegen der Flüchtlinge, sondern wegen der weltpolitischen Bedeutung für die nächsten Jahrzehnte. Die aktuellen Ereignisse im Nahen und Mittleren Osten seien typisch für weitere Probleme.

In Syrien sei weniger der Bürgerkrieg, sondern ein Stellvertreterkrieg das Hauptproblem. "Dort agieren viele andere Staaten und tragen ihre Machtkonflikte auf syrischem Gebiet aus", sagte Mützenich und nannte in erster Linie Iran, Saudi Arabien und die Türkei.

Dazu habe der Islamische Staat - ein Terror-Konstrukt, das sich überwiegend aus ehemaligen Geheimdienstmitarbeitern von Saddam Hussein zusammensetze - stark an Einfluss gewonnen. Zusätzlich verschärft werde die dramatische Auseinandersetzung weiterhin durch die USA und Russland. Die Suche nach den Ursachen führte den Politiker zurück ins Jahr 1979. "Was damals passierte, hat bis heute Einfluss auf die internationale Politik", sagte Mützenich: unter anderem die Machtübernahme durch Ayatollah Khomeni im Iran oder durch Saddam Hussein im Irak, die den Faktor Religion noch stärker in das politische System einbezogen. Obwohl: "Religion war von Anfang an konfliktverschärfend, ist aber nicht die Ursache von Konflikten, sondern wird dazu benutzt."

Die ständig steigende Weltbevölkerung bezeichnete Mützenich als weitere Gefahr. "Die Menschen streiten zunehmend um Ressourcen." Hinzu komme, dass die meisten Staaten - im Gegensatz zu Europa - nicht kooperierten, sondern gegeneinander arbeiteten und versuchten, Konflikte nur aus ihren eigenen Interessen heraus zu lösen. Das führe zu Aufrüstung.

Letztlich tröstete Mützenich: "Die Welt war schon immer aus den Fugen und wird es auch bleiben. Aber es gibt gewisse Entscheidungen, die langfristig wirken." Seiner Meinung nach können nur Diplomatie, humanitäre Hilfe und Aufbauhilfe in den Nachbarländern zu qualitativen Veränderungen führen und für globale Entspannung sorgen. Dies sei schon einmal gelungen: Diplomatie ebnete nach dem 30-jährigen Krieg den Weg in den Frieden. "Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben", sagte der Politiker.

(gkf)
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