Leichlingen Realschule kippt Ganztag

Leichlingen · Politik und Stadt stehen bei der Planung zum Bau von Mensa und Ganztagsräumen im Schulzentrum unerwartet vor einer neuen Situation, nachdem die Realschullehrer sich plötzlich mehrheitlich gegen Ganztagsunterricht wehren.

Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe. In der ersten Sitzung des eigens für den Bau von Mensa und neuen Ganztagsräumlichkeiten im Schulzentrum Am Hammer gebildeten Sonderausschusses verkündete Realschulleiter Lothar Becker einen Beschluss seines Lehrerkollegiums, der erst für Sprachlosigkeit, dann für Verärgerung sorgte. "Das Kollegium unserer Schule hat sich mit großer Mehrheit gegen die Einführung des Ganztagsunterrichts ausgesprochen", sagte Becker, der diese Entscheidung ausdrücklich bedauerte.

Vor allem eine Reihe neuer, junger Kollegen an der Schule sei "total gegen" den Ganztagsbetrieb — was bei Becker spürbare Frustration hervorrief. Die Schulleitung habe alle Register gezogen — vergeblich. Und wenn er nicht gezwungen werde, werde er das Thema nun bis zu seiner Pensionierung (in etwa drei Jahren, die Redaktion) auch nicht mehr anpacken, sagte der Rektor. Zwar hat die Schulkonferenz, in der auch Eltern- und Schülervertreter sitzen, das letzte Wort, doch auch Schuldezernent Ingolf Bergerhoff schloss nahezu aus, dass der Ganztag gegen den Willen eines Großteils der Lehrerschaft durchzusetzen wäre.

"Verantwortungslos entschieden"

Im Sonderausschuss drängte sich daraufhin die Frage auf, wie sich das Votum der Realschule auf die Baupläne fürs Schulzentrum auswirken könnte. "Ich habe meinen Kollegen deutlich gemacht, dass sie Verantwortung für öffentliche Gelder haben", beteuerte Schulleiter Becker. Weil dieser Hinweis bei vielen Pädagogen nicht auf offene Ohren gestoßen war, zeigte sich nicht nur SPD-Politiker Matthias Ebecke erschüttert: "Die Entscheidung ist verantwortungslos, ein starkes Stück." Schließlich sei ein Vertrauenstatbestand geschaffen worden, weil bisher alle Welt davon ausgegangen sei, dass die Realschule bald in den Ganztag gehe.

Bürgermeister Ernst Müller äußerte sich ähnlich und prognostizierte, dass der Ganztagsbetrieb früher oder später ohnehin verpflichtend werde — auch für die Realschule an der Wupper. Dem Vorschlag von Peter Halbach (UWG), deshalb vorbeugend so zu planen, als käme der Ganztagsbetrieb an der Realschule bereits in Kürze, widersprach der Verwaltungschef jedoch. Müller erinnerte statt dessen an die Sparzwänge der Stadt — und zeigte gleichzeitig die Chance auf, die die Entscheidung der Realschule bietet: Wenn dadurch weniger neue Räumlichkeiten benötigt würden, könnte vielleicht kleiner gebaut werden — was sowohl Bau-, als auch Folgekosten sparen würde. Architekt Frieder J. Heinz bekam darum vom Ausschuss schließlich den Auftrag mit auf den Weg, die Planung entsprechend zu überprüfen.

(RP)
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