Dr. Hermann-Josef Tebroke NRW gefährdet unsere gute Polizeiarbeit

Leverkusen · Die Erwägungen, 31 von 47 Polizeibehörden zu schließen, verärgern den Landrat, der auch Polizeichef des Kreises ist.

 Dr. Hermann-Josef Tebroke (CDU) in seinem Büro im Kreishaus: Der Landrat, der auch Polizeichef des Kreises ist, findet deutliche Worte.

Dr. Hermann-Josef Tebroke (CDU) in seinem Büro im Kreishaus: Der Landrat, der auch Polizeichef des Kreises ist, findet deutliche Worte.

Foto: wagner (archiv)

Herr Dr. Tebroke, es heißt, eine neue Expertenkommission des Landes, der auch mehrere Polizeipräsidenten angehören, befürworte die Schließung von 31 der insgesamt 47 Polizeibehörden in NRW. Kleine Behörden sollen demnach in größeren Einheiten aufgehen. Sie sind der Chef einer solchen kleineren Polizeibehörde. Was halten Sie von den Plänen?

Tebroke Überhaupt nichts. Eine Reduzierung auf 16 Großbehörden bringt meines Erachtens nicht nur keine Vorteile - sie gefährdet vielmehr die gute Polizeiarbeit in den ländlicheren Gebieten und belastet damit letzten Endes auch die Bürger.

Spricht da der Landrat, der um seine Einfluss-Sphäre fürchtet?

Tebroke (lacht) Sie wissen, dass es mir nicht um Eitelkeiten geht. Umso mehr geht es mir aber um die Qualität der Polizeiarbeit. Und die ist im Rheinisch-Bergischen Kreis sehr hoch. Wir gehören zu den zehn sichersten Regionen im Land. Unsere Aufklärungsquote bei den Straftaten ist um fast fünf Prozent zum vergangenen Jahr gestiegen. Wir haben bei den Körperverletzungen die niedrigsten Fallzahlen seit 2006 - und selbst von den deutlich angestiegenen Wohnungseinbrüchen blieb mehr als die Hälfte im Versuchsstadium stecken, was auch ein Erfolg unserer intensiven Präventionsarbeit ist. Das kann eine Großbehörde ganz sicher nicht verbessern.

Aber dafür einiges verschlechtern? Das höre ich zumindest aus Ihren Untertönen heraus . . .

tebroke Sie müssen sich nur die Beispiele aus anderen Städten, die zusammengelegt worden sind, anschauen. Da gibt es oft jede Menge Reibungsverluste, bis hin zu Verwechslungen, die dazu führen, dass Polizisten zunächst zum falschen Einsatzort fahren.

Leverkusen etwa war ja auch nicht begeistert, als das Präsidium mit Köln zusammengelegt wurde . . .

Tebroke Das hat man zumindest immer wieder gelesen und gehört. Ich meine aber grundsätzlich, dass die kleinen, ländlicheren Polizeibehörden ihre Vorteile bei einer Strukturreform nicht verlieren dürfen. Bei uns wäre das sicherlich so, wenn wir einer größeren Behörde zugeschlagen würden. Wir haben rund 400 Polizisten mit hervorragender Ortskenntnis und guten Einsatz-Reaktionszeiten. Unsere Mitarbeiter identifizieren sich in hohem Maß mit ihrem Einsatz-Gebiet. In einem größeren Konstrukt würde das bedeuten, dass der einzelne Beamte unter Umständen 50, 60,100 Kilometer weiter fahren müsste - das soll ein Vorteil sein?

Wie wollen und können Sie sich denn gegen solche Pläne wehren?

Tebroke Die Kommission wird voraussichtlich im April das nächste Mal tagen, Ergebnisse werden für Mitte des Jahres erwartet. Wir sind über den Landkreistag dort auch mit einem Landrat vertreten, haben also gute Informationen. Und nach allem, was ich höre, kann ich mir nicht vorstellen, dass am Ende tatsächlich eine größere Zusammenlegung beschlossen wird.

Falls doch, würden Sie protestieren?

Tebroke Selbstverständlich. Aber bitte verstehen Sie mich da jetzt nicht falsch: Wenn mir jemand gute Argumente vorträgt, die für eine solche Zusammenlegung sprechen, werde ich mich ganz sicher nicht dagegen sperren. Ich kenne jedoch bisher nicht ein einziges solches Argument - aber jede Menge Nachteile.

PETER KORN FÜHRTE DAS INTERVIEW

(RP)
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