Leichlingen Niedrigwasser macht Kanusaison kaputt

Leichlingen · Der September war so trocken wie zuletzt 1959, berichtet der Wupperverband. Er sorgt für einen Mindestwasserstand.

 Das Wasser der Wupper am Wipperkotten ist so niedrig, dass am Ufer die Steine herausragen.

Das Wasser der Wupper am Wipperkotten ist so niedrig, dass am Ufer die Steine herausragen.

Foto: Uwe Miserius

Mindestens 73 Zentimeter muss der Wasserstand der Wupper betragen, damit Kanuten mit ihren Booten auf die Strecke von Müngsten bis Wupperhof dürfen. Für die untere Wupper von Wupperhof bis Opladen sind mindestens 60 Zentimeter erforderlich. Zuletzt lag der durchschnittliche Wasserstand jedoch bei nur 49 Zentimetern. "Seit sechs Wochen können wir nicht mehr auf die Wupper", ärgert sich der Leichlinger Alexander Comes, der unter "Wupperkanu" Paddeltouren auf dem Fluss anbietet. "So ein niedriger Pegel ist nicht normal. Warum kümmert sich keiner der Zuständigen darum?"

Nach Auskunft des Wupperverbands tut man dies. Und zwar mit Blick auf die Anwohner und Firmen in der Region. Um deren Wasserbedarf zu decken, reiche es, wenn in Wuppertal 3,5 Kubikmeter Wasser pro Sekunde am Referenzpegel die Wupper entlangfließen, erklärt Verbandssprecherin Susanne Fischer. Das sei zurzeit auch der Fall, indem Talsperrenwasser eingeleitet werde. "Bis Leichlingen und Leverkusen kommt durch die einmündenden Bachläufe Wasser hinzu, so dass in Opladen jetzt 4,6 Kubikmeter pro Sekunde fließen."

 Ein Brückenpfeiler unter der Bundesstraße B229 in Müngsten, wo der Morsbach in die Wupper mündet, liegt jetzt nahezu auf dem Trockenen.

Ein Brückenpfeiler unter der Bundesstraße B229 in Müngsten, wo der Morsbach in die Wupper mündet, liegt jetzt nahezu auf dem Trockenen.

Foto: Susanne Genath

In der Tat sei der September außergewöhnlich trocken gewesen. "Es fiel so wenig Regen wie zuletzt 1959." Für Tiere und Pflanzen in dem geschützten Flora-Fauna-Habitat-(FFH)-Gebiet wäre es aber nicht nötig, den Wasserstand künstlich zu regulieren. "Die Wupper ist ein kleiner Mittelgebirgsfluss mit unterschiedlichsten Wasserständen", berichtet Fischer. "Früher gab es gravierende Hochwasserphasen, die auch Menschenleben kosteten. Genauso gab es Trockenperioden." Flora und Fauna könnten mit solchen Schwankungen, die zur Natur dazugehörten, umgehen.

Mit der zunehmenden Industrialisierung und der Textilwirtschaft sei es im 19. Jahrhundert jedoch wichtig geworden, Wasser in nassen Zeiten für Trockenphasen zu speichern. "So wurde Ende des 19. Jahrhunderts die Eschbachtalsperre in Remscheid gebaut, die erste Trinkwassertalsperre in Deutschland", sagt die Wupperverbandssprecherin.

Weitere Talsperren seien im Laufe der Zeit hinzugekommen. Die jüngsten seien die Große Dhünntalsperre und die Wuppertalsperre. Sie sorgen jetzt in Trockenzeiten dafür, dass das Wasser in der Wupper nicht nur aus dem gefilterten Wasser der angrenzenden Kläranlagen und einem kleinen Anteil Quellwasser besteht, sondern mit Flusswasser durchmischt ist. "Die Wupper- und die Bevertalsperre zum Beispiel sind Brauchwassertalsperren, deren Wasser für diesen Zweck genutzt wird", sagt Susanne Fischer. Genauso dienen sie - wie die übrigen Talsperren - dazu, Hochwasser zu mildern.

Den Kanuten hilft dies derzeit wenig. "Für uns ist die Saison jetzt durch", sagt Alexander Comes. Nun setze man die Hoffnungen auf das nächste Jahr.

(sug)
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