Wolfgang Bosbach Köln fast doppelt so gefährlich wie München

Leverkusen · Der für Leichlingen zuständige CDU-Bundestagsabgeordnete wird mit der "Ehrenkriminalmarke" ausgezeichnet.

 Der frühere Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach.

Der frühere Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach.

Foto: dpa, obe htf olg

Rhein-Berg Die Tatort-Kommissare Dietmar Bär (alias Freddy Schenk) und Klaus J. Behrendt (alias Max Ballauf) haben sie schon, ebenso der Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke. Seit 2001 verleiht der Kölner Bezirksverband des Bundes Deutscher Kriminalbeamter einmal im Jahr die "Ehrenkriminalmarke". Sie soll anerkannte Persönlichkeiten würdigen, die sich - jede auf ihre ganz spezielle Art - um die Kriminalitätsbekämpfung verdient gemacht haben.

In diesem Jahr erhält ein Politiker die Auszeichnung: Der auch für Leichlingen zuständige CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach.

Der langjährige Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses plädierte gestern im Gespräch mit unsere Redaktion vehement dafür, die Polizei materiell und personell besser auszustatten.

Herr Bosbach, am Freitag kommender Woche werden Sie im Kölner Polizeipräsidium mit der Ehrenkriminalmarke der Polizeigewerkschaft "Bund Deutscher Kriminalbeamter" ausgezeichnet. Was bedeutet diese Auszeichnung für Sie?

Bosbach Ehre und Freude zugleich. Seit nunmehr 22 Jahren - also während meiner gesamten Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag - beschäftigt mich das wichtige Thema Innere Sicherheit. In dieser Zeit hat sich zu vielen Angehörigen der Polizei ein echtes Vertrauensverhältnis entwickelt. Das ist eine wichtige Basis für die notwendige Zusammenarbeit von Politik und denen, die für unsere Sicherheit tagtäglich die ganz unmittelbare Verantwortung tragen.

Etwa wenn der "Bund Deutscher Kriminalbeamter" wieder mal über Personalmangel klagt?

Bosbach Ja! Wir sollten diese Klagen aus der Praxis nicht als die üblichen Klagen abtun, sondern ernst nehmen. Wir können der Polizei nicht ständig neue Aufgaben übertragen, ohne sie angemessen personell und technisch auszustatten. Darüber hinaus braucht sie natürlich auch das notwendige rechtliche Instrumentarium.

Wie steht unser Land Nordrhein-Westfalen denn im bundesweiten Vergleich da?

Bosbach In NRW ist das Risiko, das Opfer einer Straftat zu werden, deutlich höher als in Bayern, in Köln fast doppelt so hoch wie in München. Bei der Personalausstattung haben wir in den Ländern ein buntes Bild. In den letzten 20 Jahren haben die meisten Länder Polizeistellen abgebaut. Am größten war der Abbau um das Jahr 2000 herum in Berlin und NRW. In anderen Ländern war die Stellenzahl stabil, der Bund hat sein Personal gerade in jüngster Zeit deutlich aufgestockt.

Die polizeiliche Kriminalstatistik weist einen starken Anstieg bei der Zahl der Wohnungseinbrüche auf. Was tun Sie als Politiker, damit sich die Leute auch in Ihrer Nachbarschaft wieder sicherer fühlen?

Bosbach Zunächst einmal fördern wir über die Kreditanstalt für Wiederaufbau die Aus- und Nachrüstung von Häusern und Wohnungen zur Erhöhung des Schutzes vor Einbrüchen und arbeiten an einem bundesweiten Lagebild, das uns helfen wird, die präventive und repressive Arbeit in diesem Deliktsfeld deutlich zu verbessern. Ein Anstieg der Haus- und Wohnungseinbrüche ist erst seit zehn Jahren zu verzeichnen. Davor - in der Zeit zwischen 1994 und 2006 - gingen die Zahlen deutlich zurück. Der jetzige Anstieg ist wohl auch auf den Wegfall der Grenzkontrollen zu den osteuropäischen EU-Staaten zurückzuführen, denn etwa 40 Prozent der Täter in diesem Bereich kommen aus Osteuropa bis hin zu Armenien oder Georgien. Die Aufklärungsquote in diesem Deliktsfeld liegt bei nur etwa 14 Prozent, die Quote der Verurteilungen noch weit darunter. Für die Bekämpfung der grenzüberschreitenden Kriminalität brauchen wir eine viel bessere europäische Kooperation.

Kann man dennoch einigermaßen unbehelligt von Straftätern in Deutschland leben?

Bosbach Deutschland gehört nach wie vor zu den sichersten Ländern der Welt - aber wir müssen auch alles dafür tun, dass es so bleibt. Deshalb: Wenn die Polizei auch weiterhin erfolgreich Straftaten verhindern oder aufklären soll, braucht sie dafür genügend qualifiziertes Personal. Und das müssen wir ihr dann auch zur Verfügung stellen.

(RP)
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