Leichlingen Karnevalisten meiden Aula und Bürgerhaus

Leichlingen · Haus Klippenberg bei Witzhelden ist Nutznießer des Ärgers der Karnevalsvereine über zu Hohe Mieten und Auflagen.

 Die Karnevalsgesellschaft Blütenstädter bei ihrem traditionellen Neujahrsempfang im Januar (v.l.: Dietmar Krezdorn, Ranghild Evertz, Stefan Clemen). Angesichts der Saalmiete und diversen Auflagen ist den Karnevalisten inzwischen das Lachen vergangen.

Die Karnevalsgesellschaft Blütenstädter bei ihrem traditionellen Neujahrsempfang im Januar (v.l.: Dietmar Krezdorn, Ranghild Evertz, Stefan Clemen). Angesichts der Saalmiete und diversen Auflagen ist den Karnevalisten inzwischen das Lachen vergangen.

Foto: uwe miserius (archiv)

Leichlingens guten Stuben laufen die Gäste weg: Etliche Karnevalsvereine haben vor, für ihre Veranstaltungen in der kommenden Session nicht mehr die Aula und das Bürgerhaus Am Hammer zu nutzen, sondern wegen rasant steigender Kosten in das Haus Klippenberg auszuweichen.

So wird unter anderem die diesjährige Proklamation der Prinzenpaare der Vereinigung Leichlinger Karneval (VLK) erstmals in Oberbüscherhof stattfinden. Das Festkomitee Leichlinger Karneval (FLK) hat sich für seine Kostümsitzung zum 44jährigen Bestehen zum selben Schritt entschlossen, und auch die Karnevalsgesellschaft Blütenstädter überlegt, dem Bürgerhaus bei ihrem traditionellen Neujahrsempfang den Rücken zu kehren.

Vor allem die Miete für die Aula ist für viele nicht mehr zu bezahlen, das Catering in beiden Häusern steht in der Kritik. "Wir hatten im Jahr 2010 bei der Proklamation exakt 955 Euro Nebenkosten, im Jahr 2014 waren es 2620,57 Euro", rechnet VLK-Präsident Willi Kallert vor.

Vor fünf Jahren zahlte das VLK keine Miete, weil Heinrich Witprächtiger, der bei der Veranstaltung Speisen und Getränke verkaufte, im Gegenzug die Miete übernahm. 2013 musste das VLK bereits 300 Euro - und ein Jahr später sogar stolze 800 Euro für den Saal entrichten.

Der neue Versorger übernimmt nichts mehr. Die Stadt berechnet die Aulamiete stundenweise mit 65 Euro, wobei sie den Auf- und Abbau zum gleichen Preis ansetzt wie die eigentliche Veranstaltung. "Das lässt sich einfach nicht mehr machen", sagt Kallert. Vor allem kann er nicht nachvollziehen, warum Gesangsvereine und sonstige Kulturveranstalter keine Miete für die Aula bezahlen, der Karneval aber - obwohl als Kulturgut und Brauchtum anerkannt - voll zur Kasse gebeten wird.

Stefan Clemen, Vorsitzender der KG Blütenstädter, berichtet derweil, dass sein Verein den Weyermannsaal im Bürgerhaus in diesem Jahr zwar noch einmal reserviert habe, aber auch über einen Umzug nachdenke. "Wir waren im letzten Jahr sehr unzufrieden mit dem Betreiber", sagt Clemen. Kaum etwas habe funktioniert, weder die Tischdekoration noch die Raumgestaltung.

Der Betreiber habe überhaupt keinen Bezug zu den Veranstaltern. Er bestätigt zudem, dass die Aula für die Karnevalsvereine nicht mehr bezahlbar sei: "Für Miete, Brandschutzwache, Veranstaltungstechnik und durch die Sicherheitsauflagen, die die Stadt vorgibt, sind schnell 1500 Euro weg, bevor der erste Gast da ist."

Bürgermeister Frank Steffes versteht derweil die Verärgerung der Karnevalisten. "Auch als Bürgermeister stehe ich zu der Kritik, die ich damals als Politiker geäußert habe: Die Situation rund um die Bewirtschaftung von Aula und Bürgerhaus ist schlichtweg unglücklich", sagt er. Steffes kann es nachvollziehen, warum sich Vereine zurzeit abwenden. In manchen Teilen seien ihm zwar die Hände gebunden, an einigen Stellschrauben wolle die Stadt aber drehen.

So befasst sich eine Arbeitsgruppe zurzeit mit der Frage der sachkundigen Aufsichtspersonen, die für die Bewirtschaftung vorgeschrieben sind.

"Wir sind dran und versuchen, Leichlingens gute Stuben so gut es geht wieder attraktiver für die Vereine zu machen", verspricht Frank Steffes.

(inbo)
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