Leichlingen IT-Experte warnt: "Locky" ist nur der Anfang

Leichlingen · Der Solinger Dirk Walde, der seit 23 Jahren in Leichlingen Firmen berät, informiert über die neuen Computerviren.

 Derzeit sind gefälschte Mails, angeblich vom BKA, im Umlauf. Diese geben vor, vor "Locky" zu warnen, verbreiten aber einen eigenen Virus.

Derzeit sind gefälschte Mails, angeblich vom BKA, im Umlauf. Diese geben vor, vor "Locky" zu warnen, verbreiten aber einen eigenen Virus.

Foto: dpa, skn fpt vfd

Um plakative Beschreibungen ist Dirk Walde nie verlegen. Dazu hat der Solinger Computer- und Software-Experte in seinen 23 Berufsjahren schon einfach zu viel erlebt.

Zu seinen über das ganze Land verteilten Geschäftskunden zählen auch diverse Leichlinger Firmen. Und wann immer der gelernte Datenverarbeitungskaufmann in diesen Tagen auf den neuen Computervirus "Locky" angesprochen wird, hat er einen bildhaften Vergleich parat.

"Das ist ungefähr so, als würde jemand bei Ihnen sämtliche Aktenordner in einen Container werfen, den Deckel schließen, alles zusperren und dann den Schlüssel mitnehmen.. Der wird Ihnen später dann gegen eine Art Lösegeldforderung wieder angeboten."

Jeder dritte Deutsche wäre bereit, seine Daten nach einem Trojaner-Angriff freizukaufen. Dies ergab eine Untersuchung des IT-Sicherheitsdienstleisters Bitdefender. "Locky", sagt Walde, sei sogar besonders perfide, weil er auch Daten verschlüssele, die als Backup-Versionen ganz woanders vermeintlich sicher abgelegt seien.

Eine E-Mail, scheinbar von einem Freund versandt, kurz den Anhang geöffnet, und schon treibt der Trojaner sein Unwesen. Er verbreitet sich auch über Daten-Karten, USB-Sticks und andere Wege. Sogar als Mail des Bundeskriminalamts soll er sich getarnt haben.

Wie viele seiner Kunden in Leichlingen oder anderswo von "Locky" betroffen sind, verrät Dirk Walde nicht: "Geschäftsgeheimnis", sagt er und führt zudem Datenschutzgründe an.

Und wie sieht es mit öffentlichen Institutionen aus? Eine Anfrage bei der Stadt Leichlingen ergab folgende Antwort: "Locky ist hier zwar durchaus bekannt, aber noch nie aufgetaucht." Besondere Sicherheitsmaßnahmen seien durch die "Citkomm" ergriffen worden, die den Mailverkehr und den Internet-Zugriff im Rathaus sichere (unter anderem per Firewall). Und zusätzlich sei "die Benutzerschaft" natürlich auch durch ein Rundschreiben der Citkomm "sensibilisiert" worden, versichert die Stadt..

Eine Warnung, die nicht zu leicht genommen werden sollte: Der Erpressungs-Trojaner hat sich nämlich insbesondere in Deutschland rasend schnell verbreitet: Mehr als 5000 Neuinfektionen pro Stunde wurden zwischenzeitlich gezählt, unter den Opfern soll auch ein Fraunhofer-Institut ausgemacht worden sein.

3000-5000 unterschiedliche Computer-Viren, schätzt IT-Experte Walde, tauchen jeden Monat neu auf: "Und wenn die Entwicklung so weitergeht, dann werden wir bald auch Trojaner erleben, bei denen es ausreicht, einfach auf eine Internetseite zu klicken, um den Computer schon zu infizieren."

(RP)
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