Leverkusen Helmut "Jonny" Wagner feiert 85. Geburtstag

Leverkusen · Er war CDU-Mitglied, Gewerkschaftssekretär und Erster Bevollmächtigter der Opladener IG Metall. Heute wird der Witzheldener 85 Jahre alt.

 Trat vor 70 Jahren in die CDU ein und engagiert sich heute bei den Senioren der Leichlinger Christdemokraten: Helmut "Jonny" Wagner.

Trat vor 70 Jahren in die CDU ein und engagiert sich heute bei den Senioren der Leichlinger Christdemokraten: Helmut "Jonny" Wagner.

Foto: Uwe Miserius

Es waren die ganz großen Themen und Errungenschaften der Arbeiterschaft, für die sich der Witzheldener Helmut "Jonny" Wagner in seinem Berufsleben eingesetzt hat: Mitbestimmung und Betriebsverfassung, 35-Stunden-Woche, der Samstag als freier Tag gehören zweifelsohne dazu. Heute wird der ehemalige Gewerkschaftssekretär und Erste Bevollmächtigte der Opladener IG Metall 85 Jahre alt und schaut auf ein bewegtes Leben zurück.

Das Besondere an seiner Geschichte: Er war der erste und blieb der einzige CDU-Mann in der Geschichte der Industriegewerkschaft nach dem Krieg, der Bevollmächtigter einer Verwaltungsstelle wurde, die zuvor sozialdemokratisch geführt wurde. "Zwischen schwarz und rot" heißt entsprechend seine Autobiographie, die er bereits vor 13 Jahren veröffentlicht hat. Als drittes von vier Kindern wurde Helmut Wagner 1931 in Oberhausen geboren, machte später eine Ausbildung zum Stuckateur und Kaufmannsgehilfen. "Mein Elternhaus war christlich geprägt. Über meinen Vater hatte ich Kontakt zu Männern der katholischen Arbeiterbewegung (KAB) und zur CDU", erinnert sich Wagner.

1946 gehörte er zu den Christdemokraten der ersten Generation, Mitgliedsnummer 02504. Außerdem wurde er Mitglied der KAB. 1951 führte ihn sein beruflicher Werdegang zum Hüttenwerk Oberhausen, wo er erst zum Vertrauensmann, später in den Betriebsrat gewählt wurde. "Als CDU-Mann war ich da aber nicht gerne gesehen", erinnert er sich. "Über Vorstellungen der CDU durfte ich überhaupt nicht sprechen. Das war Gewerkschaftsverrat", schreibt Wagner auch in seinem Buch. Selbst im Betriebsrat hatte er keinen einfachen Stand: Anfangs durfte er in keinem einzigen Ausschuss mitarbeiten.

1966 schließlich übernahm die IG Metall den Christlichen Metallarbeiterverband, dessen Gewerkschaftssekretär Helmut Wagner zu diesem Zeitpunkt in Oberhausen war. Er wechselte nach Opladen. "Damals gehörten zur IG-Metall-Verwaltungsstelle Opladen 5000 Mitglieder. Als ich 1996 ausgeschieden bin, waren es 12.000 Mitglieder", erzählt er nicht ohne Stolz. Anfangs habe es in 40 Unternehmen der Region Betriebsräte gegeben, später in mehr als 100. Am 1. April 1972 wurde Wagner schließlich offiziell Erster Bevollmächtigter der Verwaltungsstelle Opladen, 1996 ging er in Rente.

Auch heute noch verfolgt er das politische Geschehen, engagiert sich bei den Senioren der Leichlinger CDU und bei der IG Metall. "Obwohl vieles geregelt ist, haben die Gewerkschaften immer noch ihre Existenzberechtigung", betont er. So sollten sie unter anderem dafür Sorge tragen, dass die Ausbreitung der Teilzeitarbeit eingeschränkt und die Leiharbeit vernünftig geregelt werde. Von der CDU indes fordert er mehr Solidarität mit gesellschaftlichen Gruppen wie Behinderten oder Rentnern: "Das Rentensystem muss so geändert werden, dass die Menschen davon leben können. Außerdem wünsche ich mir, dass Inklusion tatsächlich praktikabel gestaltet wird."

Am Sonntag wird Helmut "Jonny" Wagner seinen 85. Geburtstag mit seiner Familie und Freunden feiern.

(inbo)
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