Leichlingen Hausverwalterin gesteht Unterschlagung im großen Stil

Leichlingen · Mit "kreativer Buchführung" soll eine Leichlingerin größere Geldbeträge veruntreut haben. Vor Gericht legte sie jetzt ein Geständnis ab.

Untreue - so lautet der Vorwurf in der Anklage der Staatsanwaltschaft. Vor der 19. Großen Strafkammer am Kölner Landgericht muss sich die ehemalige Inhaberin einer Leichlinger Firma verantworten, die als Verwalterin von - auch größeren - Wohnimmobilien tätig war.

Einige davon befinden sich in Leichlingen und Burscheid wie beispielsweise in der Gartenstraße oder der Luisenstraße. Die Angeklagte betrieb in Hölverscheid ihr Büro für Gebäudemanagement mit bis zu fünf Angestellten. Doch nicht alles lief rund, so dass die 47-Jährige eine eigene Art von "kreativer Buchführung" erfand.

Vor Gericht schilderte sie in ihrer Einlassung jetzt, wie es dazu kam. Als 25-Jährige hatte sie sich nach einer Ausbildung und Tätigkeit bei einem renommierten Düsseldorfer Immobilien-Makler 1995 selbstständig gemacht. Größere Immobilien mit einem Gesamtvolumen von einigen Tausend Wohnungen wurden von ihrem Unternehmen verwaltet.

Doch dann hatte die Frau - ihrer Einlassung vor Gericht zufolge - plötzlich Pech mit einem Kunden. Einem sehr großen Kunden, der für 70 Prozent des damaligen Umsatzes gesorgt hatte.

Da es keine schriftlichen Abmachungen gab, war es schwierig beispielsweise Berater-Honorare geltend zu machen. Es fehlte damit wiederum Geld, eigenen Verpflichtungen, vor allem aber der Bezahlung der Mitarbeiter nachzukommen. Dies geschah Ende der neunziger Jahre.

Aber auf einigen Konten war ja genug Geld vorhanden - den Rücklagenkonten, auf die die Besitzer von Eigentumswohnungen regelmäßig Gelder einzahlten, um beispielsweise finanzielle Reserven für Reparaturen oder Renovierungen zu schaffen. Gelder von Rücklagenkonten wurden auf Tagesgeldkonten überwiesen, was ja eigentlich sinnvoll wegen der Zinsen war.

Doch von da wanderten sie sofort auf andere Konten, damit die laufenden Verpflichtungen des Leichlinger Unternehmens bezahlt werden konnten.

Diese "kreative" Vorgehensweise fiel auf. In einem Internet-Eintrag schreibt ein offensichtlich Betroffener: "Vorsicht! Diese Dame hat unsere Eigentümergemeinschaft um 37.000 Euro betrogen. Und wir sind nicht die Einzigen. Uns sind unterschlagene Summen von über 2.000.000 Euro bekannt. Finger weg."

Als die Polizei informiert wurde, ging die Angelegenheit zur Dienststelle nach Köln. Im April 2011 wurde eine Hausdurchsuchung vorgenommen, Unterlagen wurden beschlagnahmt. Ein Buchhalter der Polizei brauchte über ein Jahr, um das Geflecht zu entwirren.

Obwohl gleich zu Beginn des Strafverfahrens vor dem Landgericht eine Vielzahl von kleineren Fällen abgetrennt wurde, bleiben 57 größere Fälle in der Anklage.

Bei einigen konnte das Gericht sofort anhand von Kontoauszügen nachvollziehen, wie vorgegangen wurde. Innerhalb weniger Minuten flossen die Beträge durch die diversen Konten, bis sie auch auf Privatkonten der Angeklagten landeten. Von dort wurden zum Teil auch Zahlungen an Gerichtsvollzieher geleistet,

Der Polizei-Buchhalter listete vor Gericht eine Gesamtsumme von knapp 800.000 Euro auf, aufgestückelt in Einzelbeträge von wenigen Tausend Euro bis zu sechsstelligen Summen.

In ihrer Einlassung vor Gericht räumte die Beschuldigte ein: "Ich habe darauf gehofft, dass wir durch neue Aufträge unsere Probleme in den Griff bekommen."

Dabei hätte sie zum Amtsgericht gehen müssen, um Insolvenz anzumelden - und zwar bereits vor 20 Jahren. Heute ist die 47-Jährige nicht mal in der Lage, 900 Euro aus einer früheren Verurteilung zu begleichen.

(sg-)
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