Leichlingen Händler fühlt sich von Obstmarkt verdrängt

Leichlingen · Rund 20 Jahre sei Gerhard Schmidt mit seinem Lederwaren-Stand auf dem Obstmarkt vertreten gewesen. Nun habe ihn die Veranstaltungsfirma nicht mehr zugelassen und ihn schon zum zweiten Mal aus einem größeren Markt gedrängt.

120 Jahre gibt es den Leichlinger Obstmarkt. Ganz von Anfang an ist Gerhard Schmidt zwar nicht dabei gewesen. Aber er zählt durchaus zu den treuen Begleitern der Veranstaltung. "Es müssten etwa 20 Jahre sein, in denen ich dort vertreten war. Ich habe bei Wind und Wetter durchgehalten, bin immer bis zum Schluss geblieben", berichtet der Händler aus Marl. Sein Stand mit Lederwaren sei stets im Eingangsbereich zu finden gewesen. Diesmal allerdings nicht. Diesmal sei er nicht zugelassen worden. "Das tut schon weh", sagt Schmidt. "Denn der Obstmarkt zählt zu den umsatzstärksten Märkten, auf denen ich vertreten war."

Durch sein unfreiwilliges Aus hat sich bei Schmidt einiger Unmut auf die Veranstaltungsfirma Gaudium aufgestaut. Die wurde voriges Jahr erstmals von der Stadt mit der Organisation des Obstmarktes betraut. Damals sei Schmidt noch zugelassen worden, und "gleich im Anschluss habe ich mich für den Obstmarkt 2016 beworben". Eine Reaktion seitens der Organisatoren habe es aber nicht gegeben. Als Schmidt vor einigen Wochen gehört hat, dass Gaudium an andere Obstmarkt-Teilnehmer Verträge verschickt habe, habe er mal nachgehorcht. "Aber danach folgte erst einmal eine Hängepartie. Ich wurde vertröstet und vertröstet. Letzte Woche hat man mir gegenüber dann zumindest mal anklingen lassen, dass ich wohl nicht zugelassen werde", berichtet Schmidt.

Die endgültige Absage sei schließlich am Montag zusammen mit dem Verweis auf eine Umstrukturierung erfolgt. Um auf die Schnelle einen anderen Markt zu finden, auf dem er seine Leder-Artikel anbieten kann, "war die Zeit viel zu knapp. Und etwas Vergleichbares zum Obstmarkt zu finden, war schon gar nicht möglich. Ich finde das alles ziemlich kurzfristig und unfair."

Eine Ahnung, dass es so kommen könnte, habe Schmidt aber durchaus schon gehabt. Schon zu dem Zeitpunkt, als die Firma voriges Jahr von der Stadtverwaltung ins Boot geholt wurde. Denn: "Vor ein paar Jahren hat mich Gaudium bereits aus dem Martinsmarkt in Frechen rausgedrängt." Der Händler aus Marl geht davon aus, dass die Duisburger statt mit ihm lieber "mit ihren eigenen Leuten" zusammenarbeiten wollen.

Während die Stadtverwaltung dazu mitteilte, dass sie keinerlei Einfluss mehr auf die Vergabe der Stände nehme, bliebe eine Anfrage zu dem Thema bei Gaudium gestern unbeantwortet. Bei der Übernahme im vorigen Jahr hatten die Verantwortlichen betont, dass sich die Veränderungen im Wesentlichen auf ein größeres gastronomisches und kunsthandwerkliches Angebot beschränken würden und der Großteil der Aussteller übernommen werde. Allerdings hatten die Organisatoren in der vorigen Woche angekündigt, den Eingangsbereich zum Obstmarkt einer Neugestaltung zu unterziehen. Ein größerer Blumenstand, ein Stand für Gartenartikel, ein Oldtimer als Kaffeebude sowie ein Obstbauer sollen dort angesiedelt werden - womöglich ist deshalb für Schmidts Lederwaren-Stand dort kein Platz oder kein Bedarf mehr.

Der Leichlinger Obstmarkt bleibt bei Gerhard Schmidt aber dennoch nicht in gänzlich schlechter Erinnerung. "Es waren sehr schöne Jahre dort, und ich möchte mich bei allen Kunden für ihre langjährige Treue bedanken." Alle, die ihm weiterhin die Treue halten wollen, müssen indes eine etwas längere Anreise auf sich nehmen. In diesem Jahr ist er noch auf dem Weihnachtsmarkt in Bochum vertreten. "Ansonsten bin ich erst nächstes Jahr wieder in der Region, etwa beim Krammarkt in Wermelskirchen", sagt Schmidt.

(RP)
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