Leichlingen Gedenktafel für erste Ratsfrau

Leichlingen · Anna Käsler war die erste Stadträtin in Leichlingen. Die Fabrikarbeiterin war Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands. Ihr zu Ehren wird eine Gedenktafel im Rathaus aufgehängt.

 Stadtarchivar Thorsten Schulz-Walden zeigt die Gedenktafel für Käsler.

Stadtarchivar Thorsten Schulz-Walden zeigt die Gedenktafel für Käsler.

Foto: UM

Gleich vier verschiedene Regimes hat Anna Käsler im Laufe ihres Lebens kennen gelernt: "Das Kaiserreich, die Weimarer Republik, die NS-Zeit und die Bundesrepublik", sagt Thorsten Schulz-Walden, der Leiter des Leichlinger Stadtarchivs. Die Weimarer Republik, die ab 1919 Frauen ab 20 Jahren das passive wie auch das aktive Wahlrecht garantierte, war es, die Käsler politischen Einfluss verschaffte. 1924 war sie die erste Frau, die in den Rat der Stadt Leichlingen gewählt wurde.

In Kürze wird ein Porträt von ihr im Foyer des Leichlinger Rathauses hängen. "Wir haben damit eine Idee der Partei Die Linke umgesetzt", berichtet Stadtsprecherin Ute Gerhards. Die Linke hatte sich eigentlich eine Gedenkstele gewünscht, die laut Stadt finanziell nicht umsetzbar gewesen wäre. Die Grünen regten daraufhin eine Gedenktafel im Rathaus an.

Käsler gehörte der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) an. "KPD und SPD bildeten zu der Zeit die politische Mehrheit im Rat", berichtet Stadtarchivar Thorsten Schulz-Walden. Wähler waren die zahlreichen Arbeiter. "Leichlingen war damals eine Industriestadt, mit zahlreichen Webern, Färbern und Bleichern." Käsler setzte sich als ehrenamtliche "Fürsorgerin" im Wohlfahrtsausschuss besonders für die Armenfürsorge und Wohlfahrtsbelange ein.

In der Stadt war die Fabrikarbeiterin als "Rote Anna" bekannt. Ihr Mandat hatte sie bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 inne. Im selben Jahr wurde sie - wie andere Mitglieder der Leichlinger KPD - Opfer der "Schutzhaft", berichtet Schulz-Walden. Wegen ihrer politischen und weltanschaulichen Überzeugung inhaftierten die Nationalsozialisten Anna Käsler im Kölner Untersuchungs- und Strafgefängnis "Klingelpütz". Fortan führte ihre Meldekarte den Vermerk "bei Wohnungswechsel Mitteilung an Staatspolizeistelle geben".

"Was genau im Gefängnis geschah, ist nicht bekannt", berichtet Schulz-Walden. "Vermutlich wurde sie stark eingeschüchtert. Denn nach ihrer Entlassung trat sie in Leichlingen bis 1945 nur noch wenig in Erscheinung."

Nach 1945 hingegen berief die britische Militärregierung Käsler in den Stadtratsausschuss, wo sie sich im Schulausschuss und im Wohlfahrtsausschuss engagierte. Auch nach ihrem Ausscheiden aus der Gemeindevertretung engagierte sie sich weiter politisch.

(sug)
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