Leichlingen Flüchtlingsnetzwerk leistet schnelle Hilfe

Leichlingen · Keine Überorganisation, dafür die Bereitschaft, anzupacken, das zeichnet die Facebook-Gruppe aus.

Lampen für die neue Unterkunft einer syrischen Familie, Winterkleidung, Spielzeug, aber auch gemeinsame Arztbesuche, Unterstützung beim Bewerben und schnelle Hilfe beim Bettenbeziehen im Aufnahmelager im ehemaligen Aldi-Gebäude: Was das Flüchtlingsnetzwerk Leichlingen in den letzten Monaten für die Menschen getan hat, die ihre Heimat verlassen mussten und nun in der Blütenstadt leben, ist vielfältig.

Zu gemeinsamen Weihnachts- und Silvesterfeiern haben einige Netzwerker die Flüchtlingen in ihre Familien eingeladen. Dabei geht es den Leichlingern, allesamt Mitglieder einer geschlossenen Facebook-Gruppe, vor allem darum, selbst mit anzupacken. "Es ist einfach ein besseres Gefühl dazu beizutragen, diese große Aufgabe zu bewältigen", sagt Mit-Initiatorin Vera Steden. Alles könne gut werden, wenn jeder etwas mache. Deshalb unterschreibt sie auch Kanzlerin Angela Merkels klares Statement "Wir schaffen das!": "Aber das hängt von jedem Einzelnen ab", betont Steden gleichermaßen.

Wesentliches Merkmal des Netzwerkes ist die Dynamik, mit der Ideen und Hilfsangebote umgesetzt werden. "Wir haben keine Überorganisation. Wer eine Idee hat, postet sie in der Gruppe und sucht Mitstreiter dafür", erklärt Initiatorin Caren Schumann. Sie ist zugleich als Sprachpatin für den ökumenischen Arbeitskreis Migration tätig, ihr Kontakt zu den Flüchtlingen deshalb sehr eng. "Je näher man an die Menschen herankommt, desto mehr schwindet die Anonymität. Ich glaube, dass es in Leichlingen auch deshalb aktuell so gut läuft, weil die Menschen in einer kleineren Stadt schneller miteinander bekannt werden", sagt Schumann. Die hiesige Stimmung gegenüber den Flüchtlingen bezeichnen beide als nach wie vor gut. Doch Vera Steden ist realistisch: "Ich bin glücklich über jeden Tag, an dem nichts passiert. Die Stimmung kann sehr schnell kippen." Nach den Vorkommnissen der Silvesternacht am Kölner Bahnhof seien einige Mitglieder aus dem Netzwerk ausgetreten. Die Menschen begegneten ihr und ihrem Engagement auch nicht nur positiv: "Es ist ein Pulverfass. Manche gucken mich schon komisch an, was ich mit den Flüchtlingen vorhabe", erzählt sie.

Dabei sei es ausgesprochen interessant, mit den Menschen aus anderen Ländern ins Gespräch zu kommen, zu erfahren, was sie sich erträumten und erhofften. "Die meisten wollen gar nicht in Deutschland bleiben. Sie haben großes Heimweh nach einem stabilen Zuhause", berichtet Vera Steden. Aktuell hat das Flüchtlingsnetzwerk 320 Mitglieder, darunter auch Flüchtlinge. "Wir diskutieren dort auch kontrovers, aber alles gesittet und nicht fremdenfeindlich", sagen Schumann und Steden.

(inbo)
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