Leichlingen Figuralchor probt elektrisierende Weihnachtsgeschichte

Leichlingen · "Sie dürfen sich die Töne auswendig merken." Tanja Luthner formuliert ihre Anweisungen höflich. Aber die Leichlinger Kantorin meint es durchaus ernst, dass sie an dieser Stelle die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Sänger braucht, damit sie sofort das Tempo aufnehmen und synchron artikulieren.

"Er stößt die Gewaltigen vom Stuhl" flüstern die Stimmen des Figuralchores daraufhin rhythmisch pointiert. Die dynamische Steigerung innerhalb weniger Takte vermittelt die Stärke der göttlichen Macht, bedrohlich klingt schon zu Anfang das fast tonlose Zischeln. Ein Beispiel für die Tonsprache von Tadeusz Klaus, dem es immer darum geht, mit seiner Musik den Text erlebbar zu machen.

Der Komponist bezeichnet sich selbst als Neoromantiker, mit Affinität zur Jazz-Harmonik. Jeden Dienstag kommt er derzeit zur Probe des Leichlinger Figuralchores, der seine Weihnachtsgeschichte am 3. Advent zur Uraufführung bringen will. Zum Einhören hat er den Chor mit einer Übe-CD versorgt, eingespielt mit elektronischen Klängen, denn eine gesungene Version gibt es ja noch nicht.

Klaus begleitet am Klavier, während Tanja Luthner sein neustes Werk mit ihrem Chor einstudiert. Was ihn sehr freut: Das Verhältnis der Sänger zum Stück hat sich im Verlauf der Proben geändert. Auch anfängliche Skeptiker haben inzwischen ihre Freude an der emotionalen Wirkung. Je sicherer sie werden, desto mehr. Rhythmik spielt in der Komposition von Tadeusz Klaus eine wesentliche Rolle, und die will hart erarbeitet werden.

Nur im perfekten Zusammenspiel vermittelt sich die elektrisierende Wirkung. Andererseits gibt es viele lyrische Passagen, Klaus hat weich fließende Melodien erfunden. Und er bedient sich außerdem bekannter Choräle wie "Maria durch ein Dornwald ging". Die Melodie wird vom Solo-Sopran gesungen, während der Chor illustriert, beispielsweise singt er zur Zeile "Was trug Maria unter ihrem Herzen?" im Rhythmus des kindlichen Herzschlages.

Die ganze Musik lebt von solchen tonmalerischen Ausdeutungen. Für die Hörer gibt es also viel zu entdecken.

Auch in der sparsamen Instrumentierung sind die beiden Pole Rhythmik und Melodik verbunden. Eine Harfe sorgt für percussive Elemente, ein Harmonium (das wird der Komponist und Harmonium-Restaurator spielen) für die liegenden Klänge. Dazu kommen eine Klarinette und ein Cello.

Diese Weihnachtsgeschichte erzählt in acht Sätzen das ganze biblische Geschehen von der Ankündigung der Geburt Jesu bis zum Besuch der Hirten im Stall. Im Neunten "Und das Wort ward Fleisch", wenn über allem der Osterchoral "Gelobt sei Gott im höchsten Thron" schwebt, spannt er gar den Bogen zu Tod und Auferstehung .

Uraufführung im Konzert des Figuralchores Leichlingen, Leitung Tanja Luthner, am Sonntag, 13. Dezember, um 17 Uhr in der Evangelischen Kirche Marktstraße. Karten gibt es für 16 Euro im Vorverkauf (Gemeindebüro, Buchhandlung Giljohann), 18 Euro an der Abendkasse, ermäßigt sieben Euro.

(mkl)
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