Leichlingen Ende der Krippenpracht - Hölzer gibt Geschäft auf

Leichlingen · Der Briefmarken-Experte begeisterte Kunden 40 Jahre auch mit erzgebirgischem und skandinavischem Kunsthandwerk.

 40 Jahre war Arnim Hölzers Geschäft ein Aushängeschild für den Leichlinger Einzelhandel. Jetzt verschwindet es, weil sich kein Nachfolger fand.

40 Jahre war Arnim Hölzers Geschäft ein Aushängeschild für den Leichlinger Einzelhandel. Jetzt verschwindet es, weil sich kein Nachfolger fand.

Foto: Miserius (archiv)

Entschieden hatte er sich schon länger, doch seit gestern informiert Arnim Hölzer nun auch seine Kunden darüber, das für ihn am Ende des Jahres Schluss ist. Keine Kinder mehr, die sich angesichts des Lichterglanzes die Nasen an den Schaufensterscheiben platt drücken - das Geschäft, das in Leichlingen über 40 Jahre hinweg die Herzen von Jung und Alt gleichermaßen höher schlagen ließ, wird es nur noch wenige Wochen geben. "Wir schließen zum Jahresende", bestätigte Hölzers Mutter, die bis zuletzt immer noch mit im Laden steht, gestern auf Anfrage. Schweren Herzens sei die Entscheidung getroffen worden, "aber es hat sich leider kein Nachfolger gefunden."

Erst 2008 - also vor acht Jahren - war Arnim Hölzers Ladenlokal an der Kirchstraße wegen seines Angebots, der fachgerechten Beratung und dem Reparaturservice zum "Fachgeschäft des Jahres" gewählt worden.

Eine ganz besondere Auszeichnung, denn der "Verband Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller" hatte diesen Titel bis dato selten außerhalb Sachsens vergeben, ins Rheinland sogar noch nie. Doch der Macht der Eindrücke in Hölzers Laden, wo Engel über festlich illuminierten Krippen schweben, Kinder mit vor Kälte geröteten Wangen an Weihnachtsmarktbuden stehen, die einen Schwibbogen verzieren, konnten sich auch die Juroren nicht entziehen.

Am 30. September 1976 eröffnete Arnim Hölzer an der Bahnhofstraße seinen ersten Laden - damals noch ausschließlich für Briefmarken-Verkauf. Denn die Philatelie ist die eigentliche Leidenschaft des gelernten Lebensmittelkaufmanns. Der Kommentar eines Ur-Leichlingers beim Blick in die Auslage damals fiel jedoch skeptisch aus: "Freimarken - Junge, glaubst du, dass du lange bleibst?" Das hat Hölzer inzwischen zur Genüge bewiesen.

2008 wurde er Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Briefmarkenhandels, sitzt seitdem in den Beiräten, die darüber entscheiden, welche Sonderbriefmarken jedes Jahr auf dem Markt kommen - erst vor Kurzem etwa eine Briefmarke, die den Hasen Felix der Leichlinger Kinderbuch-Bestsellerautorin Annette Langen zeigt.

Hölzer ist ein Leichlinger, der sich für seine Stadt immer sehr engagiert hat. Zu seinem 60. Geburtstag vor vier Jahren spendierte er dem städtischen Gymnasium Geld für ein Klavier. Als Fördervereinsmitglied der Schule brachte er auch so mancher Gummi-Ente das Schwimmen bei - das Entenrennen auf der Wupper ist längst ein Selbstläufer.

Vor 20 Jahren erweiterte Hölzer das Sortiment seines Ladens um erzgebirgisches und skandinavisches Kunsthandwerk samt Tiroler Krippen und lockte damit nicht nur zur Weihnachtszeit Kunden aus der ganzen Republik in die Blütenstadt. Sie alle werden wohl genauso traurig sein wie die Leichlinger Kinder.

(RP)
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