Leichlingen Die Oldtimer-Schätzchen der Leichlinger

Leichlingen · In einer neuen Serie stellen wir Lieblingskarossen vor. Folge 1: Sportlehrer Klaus Worms und sein Opel Kapitän.

 Klaus Worms unter dem "Frischluftkurbeldach" seines Opel Kapitän. Der Sportlehrer wird damit kommenden Monat seinen Sohn und dessen Braut zur Hochzeit chauffieren. 1986 ist er damit bereits zu seiner eigenen Hochzeit gefahren.

Klaus Worms unter dem "Frischluftkurbeldach" seines Opel Kapitän. Der Sportlehrer wird damit kommenden Monat seinen Sohn und dessen Braut zur Hochzeit chauffieren. 1986 ist er damit bereits zu seiner eigenen Hochzeit gefahren.

Foto: Miserius Uwe

Echter Körpereinsatz statt Servolenkung, Landkarte statt Navigationssystem, ausgesuchte Schönheit statt 0815-Karosse: Wenn Klaus Worms seinen Wagen aus der Garage holt, schlägt das Herz des Autofreundes höher. Das elegante Fahrzeug, das auf der Straße die Blicke auf sich zieht, ist ein Opel Kapitän "L" - L für Luxusausstattung.

"Ein sichtbares Zeichen für Erfolg und Besitz, für gehobene Lebensart und erlesenen Geschmack", pries Opel das Automobil schon vor mehr als einem halben Jahrhundert an. Es sei "jenen Persönlichkeiten zugedacht, die sich ein Höchstmaß an Fahrkomfort leisten können und deren Beruf zu erhöhter Repräsentation verpflichtet."

 Schriftzug hinter der Fahrertür: Oplel pries den Kapitän als "sichtbares Zeichen für Erfolg und Besitz, für gehobene Lebensart und erlesenen Geschmack".

Schriftzug hinter der Fahrertür: Oplel pries den Kapitän als "sichtbares Zeichen für Erfolg und Besitz, für gehobene Lebensart und erlesenen Geschmack".

Foto: Miserius Uwe

Für Worms, der den Kapitän aus der Baureihe zwischen 1959 und 1963 im Jahr 1972 kaufte, sind es weniger die Repräsentationspflichten, die ihn den Oldtimer seit Jahrzehnten hegen und pflegen lassen. "Es ist die Liebe zu der Zeit der 1950er und -60er Jahre, zum Rock'n' Roll und zu großen alten Autos", erzählt der Leichlinger, selbst leidenschaftlicher Boogie-, Blues- und Rock'n' Roll-Klavierspieler.

Der dunkelblaue Opel ist ein echtes Schmuckstück, das über viele Jahre hergerichtet und nun vor allem für kleine Ausfahrten und besondere Anlässe genutzt wird. "In dem Wagen bin ich 1986 zu meiner eigenen Hochzeit gefahren", erzählt der Lehrer am Leichlinger Gymnasium. Wenn sein Sohn im August heiratet, wird Worms wieder am Steuer sitzen und das Brautpaar chauffieren.

 Als Klaus Worms das Auto 1972 für 2500 D-Mark kaufte, war es mehr oder weniger Schrott. Heute ist es ein echter Blickfang.

Als Klaus Worms das Auto 1972 für 2500 D-Mark kaufte, war es mehr oder weniger Schrott. Heute ist es ein echter Blickfang.

Foto: Miserius Uwe

Standesgemäß ist es allemal: Alle Schriftzüge sind in der Luxusausstattung golden, auch das goldene 5-Kronen-Emblem auf der Motorhaube und auf den Radkappen hat nur die L-Version. Stoßstangen, Außenarmaturen, selbst die Nasen am Lüftungsgitter aus feinstem Chrom und elegante Weißwandreifen zeugen von dem Anspruch, mit dem Opel das Fahrzeug vor über 50 Jahren auf den Markt brachte. Ein "Frischluftkurbeldach" ermöglicht den freien Blick in den Himmel - am besten vom Rücksitz aus, wo sich die Mitfahrer wie in ein Sofa sinken lassen können.

Der Innenraum des Kapitäns ist so hoch, dass auch Männer mit Hut locker Platz darin finden - ein Direktorenfahrzeug eben. In den Autotüren sind auf jeder Seite Aschenbecher angebracht, auch der beleuchtete Zigarrenanzünder ist ein Accessoire seiner Zeit.

 Für Brautpaare hat dieser Opel Kapitän sogar eine "Sonderausstattung".

Für Brautpaare hat dieser Opel Kapitän sogar eine "Sonderausstattung".

Foto: Miserius Uwe

Auf dem Fahrersitz geht's derweil ordentlich zur Sache: An eine kraftsparende Servolenkung ist nicht zu denken, dafür gibt´s eine Dreigang-Handschaltung. Worms' Opel Kapitän ist die Version mit 2,6-Liter-Motor, sechs Zylindern und 90 PS. "Er fährt locker 160 Stundenkilometer", sagt der Autofreund. Die Tachoanzeige zeigt ihm indes farblich sehr eindrucksvoll, wann er den Fuß vom Gas nehmen sollte - grün leuchtet sie nur bei Geschwindigkeiten bis 50 km/h, danach wird's schrittweise orange und rot. Als Klaus Worms das Auto 1972 für 2500 D-Mark kaufte, war es mehr oder weniger Schrott. Zwei Jahre lang hat er es restauriert, danach wurde es zum Mittelpunkt so mancher Rock'n'Roll-Party in seinem Freundeskreis. Außerdem hat er es gelegentlich als Kulisse in Tanzaufführungen eingebaut oder für Foto-shootings genutzt. Sehr witzig: ein Foto, in dem er mit einem Freund und seinem Auto in passenden Outfits die Blues Brothers nachstellt.

 Blick aufs Zündschloss und das Armaturenbrett: Bis 50 km/h leuchtet eine grüne Anzeige - danach wird's schrittweise Orange und Rot.

Blick aufs Zündschloss und das Armaturenbrett: Bis 50 km/h leuchtet eine grüne Anzeige - danach wird's schrittweise Orange und Rot.

Foto: Miserius Uwe

Leicht ist es heutzutage indes nicht, Fachleute zu finden, die zum einen Ersatzteile, zum anderen aber auch das Wissen haben, wie ein solcher Oldtimer zu reparieren ist. "Vor zwei Jahren ist der Seilzug am Schiebedach gerissen", erzählt Klaus Worms, der an seinem Auto alles selbst repariert und herrichtet. Niemand konnte ihm helfen, bis er einen Sattlerbetrieb in Gummersbach auftat und das Dach instand setzte. Sicherheitshalber hat er allerdings ein Ersatzteillager in seiner Garage, mit der er das Auto fast noch einmal zusammenbauen könnte.

Während manche so einen Oldtimer als Geldanlage betrachten - Worms schätzt den Wert auf rund 25000 Euro - liebt er vor allem die Verbindung zu den 50er und 60er Jahren. Nur eines könnte ihn dazu bringen, den Opel abzugeben. "Mein Traum ist ein Acht-Zylinder-Amischlitten. Ein 60er Chevy Impala mit Big Block Motor, das wäre ein adäquater Ersatz für den Opel, auch wenn's mir in der Seele wehtäte", schwärmt der Oldtimer-Freund.

(inbo)
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