Polizeigewerkschafter Sebastian Fiedler Die Kripo braucht so schnell wie möglich mehr Personal

Leverkusen · Leichlingen/Düsseldorf Sebastian Fiedler ist Vorsitzender der Kripo-Gewerkschaft BDK (Bund Deutscher Kriminalbeamter) in NRW. Wir haben mit ihm über den Messer-Angriff auf Leichlinger Jugendliche gesprochen.

 Sebastian Fiedler.

Sebastian Fiedler.

Foto: bdk

Leichlingen/Düsseldorf Sebastian Fiedler ist Vorsitzender der Kripo-Gewerkschaft BDK (Bund Deutscher Kriminalbeamter) in NRW. Wir haben mit ihm über den Messer-Angriff auf Leichlinger Jugendliche gesprochen.

Ein gutes halbes Jahr ist vorbei, und für die Leichlinger Jugendlichen hat sich an ihrer bedrückenden Situation nichts geändert. Was läuft da falsch?

Fiedler Dieser Fall ist typisch für viele, die uns im Augenblick Sorgen bereiten. Rein formal betrachtet, ist nicht viel passiert, dennoch haben diese Jugendlichen offensichtlich etwas erlebt, das sie in hohem Maße belastet, vielleicht gar verstört hat. Glauben Sie mir: Es gibt keinen Polizisten, der nicht so schnell wie möglich diesen Angreifer ausfindig machen möchte. Aber es fehlt an Personal - oder besser gesagt: Vorhandenes Personal wird falsch eingesetzt.

Inwiefern?

Fiedler Es gibt drei Organisationseinheiten der Polizei, die überproportional belastet sind: die Bereitschafts-Hundertschaften, die Spezialeinheiten und die Kripo. Andere sind deutlich weniger belastet, etwa im Bereich der Verkehrsüberwachung. Wenn wir wollten, könnten wir Personal umschichten und die genannten kritischen Bereiche deutlich entlasten. Aber das muss der Innenminister entscheiden.

Das heißt, ein Fall wie der Leichlinger würde nicht zu den Akten gelegt?

Fiedler Ganz genau. Mal ehrlich: Auf die Idee, sich auf diesem Parkplatz noch einmal auf die Lauer zu legen, kommt bei der Kripo natürlich jeder. Wenn man aber keine Leute zur Verfügung hat, die sich die Zeit dafür nehmen können, wird eine Chance zur Aufklärung vertan. Und ewig warten kann man auch nicht. Denn wenn man die Daten eines Falles zu spät an die Staatsanwaltschaft übergeben sollte, läuft man Gefahr, sich der Strafvereitelung im Amt schuldig zu machen. Für unsere derzeitige Lage gilt ganz allgemein: Es gab in NRW noch nie so viele Ermittlungsansätze und verglichen damit so wenig Personal. Sie sehen: Das ist eine sehr belastende Gemengelage für die Beamten vor Ort.

Bekommen Sie das als Gewerkschafter unmittelbar mit?

Fiedler Tagtäglich! Es gibt inzwischen mehrere Fälle, in denen sich Kripo-Beamte haben versetzen lassen, weil sie mit diesem Druck nicht mehr klargekommen sind. Da muss jetzt dringend etwas passieren.

(RP)
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