Leichlingen Deutsch lernen für den Job dauert (zu) lange

Leichlingen · 285 Flüchtlinge sind aktuell in Leichlingen untergebracht. Die Hälfte der Zuwanderer, die wahrscheinlich bleiben dürfen, ist erwerbsfähig. Bevor diese Menschen aber ihr Geld selbst verdienen können, müssen sie Deutsch lernen.

Sprache, Sprache, Sprache: Ob es das Jobcenter, die Agentur für Arbeit oder das örtliche Sozialamt ist, die sich um Flüchtlinge kümmern - der Erwerb der deutschen Sprache ist das zentrale Element aller Integrationsbemühungen. Die Mitglieder des Ausschusses für Strategie, Kultur und Soziales (SKS) erhielten in der jüngsten Sitzung einen Überblick über die laufenden Projekte und die Arbeit mit den Zuwanderern.

Fast 50 Prozent der Menschen, die in den letzten Monaten und Jahren nach Deutschland geflohen sind und eine hohe Bleibeperspektive haben, sind zwischen 25 und 66 Jahren alt und damit erwerbsfähig. Als Anlaufstelle "zur Beratung und Vermittlung von Flüchtlingen zur frühzeitigen und zielgerichteten Integration in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt" dient seit einiger Zeit der "Integration Point", in dem Ausländerbehörde, Jobcenter und Arbeitsagentur zusammenarbeiten.

"Sprache ist der Schlüssel für Integration", betonten deren Vertreter im Ausschuss. Deshalb seien Sprachkurse - berufsbezogene und ehrenamtliche - die wichtigsten Elemente der Förderung. Doch das brauche Zeit. "Die Menschen müssen das Sprachlevel B2 erreichen, um am Arbeitsmarkt überhaupt zurecht zu kommen", hieß es - ein Ziel, das noch nicht viele erreicht haben. Erst danach stünden eine Ausbildung und der Einstieg in den Arbeitsmarkt an. "Wir wollen keine schnelle, sondern eine nachhaltige Integration", sagten die Fachleute mit Blick darauf, dass die Flüchtlinge langfristig für sich und nachziehende Familienmitglieder selbst sorgen sollen.

Eine wichtige Entscheidung, die den Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtert, ist im Rheinisch-Bergischen Kreis indes bereits gefallen: Die Prüfung, ob einheimische Arbeitssuchende bei Jobangeboten Vorrang haben, ist befristet für drei Jahre ausgesetzt. Einblick in die Arbeit vor Ort gab derweil das Sozialamt. 285 Flüchtlinge sind aktuell in Leichlingen untergebracht. Durch die Schließung der Notunterkunft in der Brückenstraße ist die Stadt verpflichtet, weitere 180 Menschen aufzunehmen. Für zusätzlichen Wohnraum führt sie Gespräche, drei weitere Häuser zu mieten. Außerdem wird derzeit der Containerstandort in der Balker Aue mit bis zu 60 Plätzen geplant. Der Bauantrag soll Ende September gestellt werden.

Die Unterbringung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge in Haus Orth verzögert sich. Das Gebäude muss noch umgebaut, das Betreuungskonzept überarbeitet werden. Derweil läuft die Betreuung der Stadt und vieler Ehrenamtler auf Hochtouren. Ein wichtiger Baustein zur Umsetzung des vom Rat beschlossenen Integrationskonzeptes ist die Einrichtung eines "Willkommenstreffs" im Zentrum von Leichlingen. "Die Hemmschwelle, dorthin zu kommen, ist deutlich niedriger als ins Rathaus", berichtete Sozialarbeiterin Romana Arendes.

Ein Ziel sei es, dass ein sich dort entwickelnder Flüchtlingsrat zum Sprachrohr der Menschen werde, ebenso eine geplante Zeitung. Außerdem konnten die Flüchtlinge bislang an einem Fahrradtraining teilnehmen, sich donnerstags in der Fahrradwerkstatt am Bahnhof betätigen, Fußball in der Balker Aue und im Kinder- und Jugenddorf spielen und vor allem an Sprachkursen teilnehmen.

Für die Zukunft ist unter anderem ein Nähkurs für Frauen im Willkommenstreff geplant.

(inbo)
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