Analyse Buslinien - Kampf auf Fahrgast-Rücken?

Leichlingen · Mit der Direktvergabe von sechs Buslinien wollen der Rheinisch-Bergische Kreis und die Stadt Leverkusen Kosten von deutlich über einer Million Euro sparen - profitieren soll die Stadt-Tochter "Wupsi", doch ist das Verfahren auch für den Fahrgast fair?

 Symbolisches Foto vom Opladener Busbahnhof: Noch bedient Wiedenhoff die Linie 240, doch ab Ende 2016 könnte das anders sein. Die Wupsi steht schon in den Startlöchern.

Symbolisches Foto vom Opladener Busbahnhof: Noch bedient Wiedenhoff die Linie 240, doch ab Ende 2016 könnte das anders sein. Die Wupsi steht schon in den Startlöchern.

Foto: UWE MISERIUS (archiv)

Mit lautem "Töff, töff!" und unter dem Gejohle vieler Schaulustiger starteten an einem Sonntag im November 1905 die ersten Motorbusse der städtischen Berliner Verkehrsbetriebe. Durchschlagend war die Premiere der zwei "Kraftwagen" der "Allgemeinen Berliner Omnibus-Actien-Gesellschaft" allerdings nicht: Die Umstellung vom Pferde- auf den Motorbetrieb dauerte alles in allem noch 18 Jahre. Der letzte Pferdeomnibus verkehrte in der Nacht zum 25. August 1923. Und es wurde noch ein langer Weg bis zu den heutigen modernen Bussen in ganz Deutschland.

Kaum haben die sich durchgesetzt, droht schon wieder neues Ungemach: Denn vor allem private Betreiber im Linienverkehr bekommen es durch spezielle Vergabe-Regelungen inzwischen nicht unbedingt leichter gemacht, ihren Anteil vom Nahverkehrs-Kuchen auch tatsächlich zu erhalten.

Mit der Direktvergabe von sechs Buslinien beispielsweise wollen der Rheinisch-Bergische Kreis und die Stadt Leverkusen Kosten von deutlich über einer Million Euro sparen und gleichzeitig Arbeitsplätze bei der Stadt-Tochter Kraftverkehr Wupper-Sieg AG (Wupsi) sichern. Mit dem Effekt, dass nun 140 Jobs bei der privaten Konkurrenz von Wiedenhoff in Gefahr geraten - oder doch "nur" 60, wie die Wupsi sagt?

Der Fall hat eine Vorgeschichte: Die privaten Unternehmen blockierten aus Sicht der Wupsi die Ergebnisse der letzten Verkehrszählung aus dem Jahr 2009. Die hatte Verwerfungen im Fahrgastverhalten zwischen Bahn- und Busverkehr in den Städten und im Umland ergeben. Gerade Wiedenhoff hält die Ergebnisse der Zählung für strittig.

"In dieser für das Unternehmen kritischen Phase einigten sich die Firma Wiedenhoff mit dem Kreis und der Stadt Leverkusen auf einen Notvertrag für zwei Jahre bis Ende 2016. Dessen Bedingungen sind auf den ersten Blick für Kreis und Stadt eher teuer, weil bei einem negativen Rechtsstreit die Aufgabenträger die entstehenden Verluste ausgleichen wollten. Im Gegenzug verpflichtete sich die Firma jedoch, die strittige Verkehrszählung und Hochrechnung, die für sie eine ungerechte und existenzbedrohliche Situation darstellt, bis Ende 2016 anzuerkennen", betont Wiedenhoff.

Trotzdem deutet mittlerweile alles auf ein langwieriges juristisches Verfahren hin, in das sich auch der Leichlinger Busunternehmer Hüttebräucker eingeschaltet hat. Wie auch immer der Vergabe-Streit ausgehen mag: Verbraucherschützer warnen vor Konsequenzen für die Fahrgäste, vor allem vor Preiserhöhungen.

Wie die Verbraucherzentrale NRW mitteilt, haben insbesondere Beschwerden über erhöhte Beförderungsentgelte seit 2004 (17 Prozent) deutlich zugenommen. Mit einem Anteil von 33 Prozent im Jahr 2014 seien sie aktuell der häufigste Grund für Beschwerden.

Auch das ist ein klarer Auftrag.

(RP)
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