Leichlingen Blüm: "Wir bewegen uns auf dünnem Eis"

Leichlingen · Der ehemalige Bundesminister hielt gestern als Gastredner des Neujahrsempfangs der CDU eine engagierte Rede.

Norbert Blüm beim Neujahrsempfang der CDU
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Norbert Blüm beim Neujahrsempfang der CDU

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Foto: Miserius, Uwe

Sein Name zieht. Wie in alten Zeiten. Die Ankündigung, dass Norbert Blüm, Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung während der Kanzlerschaft Helmut Kohls, auf dem Neujahrsempfang der Leichlinger Christdemokraten sprechen würde, sorgte gestern für großen Andrang im Bürgerhaus.

Die Erwartungen hat der 80-Jährige nicht enttäuscht: In einer engagierten Rede sprach er sich für ein geeintes Europa aus, das angesichts der Finanz- und Flüchtlingskrise Farbe bekennen müsse. "Keines dieser großen Probleme kann der Nationalstaat lösen, dafür ist er viel zu klein", sagte Blüm. Wer sich heute nach Mauern, Stacheldraht und Grenzen zurücksehne, habe die Dimensionen der Herausforderungen nicht erkannt. "Europa als eine Ansammlung nationaler Interessen wird nicht funktionieren", sagte der Bundesarbeitsminister a.D.

Deutliche Kritik übte er an Staaten wie Polen und Ungarn, die nach Europa gerufen hätten, als sich der Ostblock Ende der 1980er Jahre auflöste, nun aber keine Verantwortung in der Flüchtlingskrise übernehmen wollten. "Die Länder können sich nicht nur die Rosinen rauspicken", betonte Blüm und forderte zu mehr Solidarität auf. "Wir leben in einer Zeit großer Herausforderungen. Ich will nicht zurück in den Nationalstaat", betonte er außerdem und bezeichnete den Nationalismus als eine Form des Irrsinns. Es gelte, frontal gegen Reaktionäre vorzugehen und für ein Europa einzutreten, in dem die Menschenrechte geachtet würden.

Zudem plädierte der frühere Arbeitsminister für die Rehabilitation der ehrlichen Arbeit, als er der Frage nachging, was unsere Zeit eigentlich präge und ob der Mensch tatsächlich nur noch ein Vorteilssucher sei. "Ich habe meine Frau jedenfalls nicht unter Kosten-Nutzen-Aspekten ausgesucht, und bislang hat es ziemlich gut geklappt", sagte Blüm und betonte, dass das Geld und die Jagd nach Schnäppchen nicht die Weltherrschaft übernehmen dürften. "Wir bewegen uns auf ganz dünnem Eis. Die Hochstapler-Finanzwirtschaft wird die nächsten 30 Jahre nicht überleben", prophezeite Blüm.

In seiner Begrüßung hatte der Leichlinger CDU-Vorsitzende Maurice Winter zuvor die hiesigen Herausforderungen skizziert, die Leichlingen in 2016 bestehen müsse. Vor dem Hintergrund dieser Themen, wie der Betreuung und Integration von Flüchtlingen, den städtischen Finanzen und der allgegenwärtigen Innenstadtentwicklung, rief er die anderen Parteien dazu auf, gemeinsam an einem Leitbild für Leichlingen zu arbeiten. "Wir müssen herausfinden, was unser Alleinstellungsmerkmal ist, damit die Stadt zukunftsfähig bleibt", gab Winter den politischen Weggefährten und Mitbewerbern mit auf den Weg.

(RP)
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