Leichlingen "Aus tiefer Not" - Figuralchor interpretiert Luther-Choral

Leichlingen · Ein großes Anliegen Martin Luthers war es, "geistliche Lieder für das Volk zu schaffen, damit das Wort Gottes auch gesungen unter den Leuten bleibe". So schrieb der Reformator Ende 1523 an Georg Spalatin und fügte als Beispiel eine Übertragung des 130. Psalms in Liedform bei: "Aus tiefer Not schrei ich zu dir."

 Der Figuralchor der Kantorei gab in der evangelischen Kirche an der Marktstraße ein Konzert zum Luther-Choral.

Der Figuralchor der Kantorei gab in der evangelischen Kirche an der Marktstraße ein Konzert zum Luther-Choral.

Foto: Uwe Miserius

Diesen Choral stellte der Figuralchor der Leichlinger Kantorei unter der Leitung von Kantor Carsten Ehret ins Zentrum seines Konzerts zum Volkstrauertag. Nachdenklich und zurückgenommen sang der Chor den Satz, den Johann Sebastian Bach für seine gleichnamige Kantate BWV 38 komponierte. Doch zuerst wurde den Besuchern in der vollen evangelischen Kirche der ganze Text des Psalms 130 in Erinnerung gerufen. Ein Vortrag in der spätromantischen Tonsprache von Heinrich Kaminski, der mit leisem Flehen beginnt und im Mittelteil flächigen Klang ausgießt. Darüber spann die Solosopranistin Jana Marie Gropp eine zarte Melodie.

In der aktuellen Chor-Besetzung dominierten die tiefen Stimmen, was in diesem Fall den Charakter des Konzerts unterstrich - eine eher meditative Auseinandersetzung mit Leben und Tod, irdischem Leid und Hoffnung auf Erlösung. Dazu passten auch die beiden Sätze aus der Sammlung "Israelsbrünnlein" von Johann Hermann Schein, in denen die Musik Zeile für Zeile den Text geradezu bildhaft illustriert. Für den Chor bedeutete das, den schnellen Wechsel zwischen unterschiedlichen Charakterfarben auf den Punkt zu treffen.

Ganz anders jedenfalls als es in der romantischen Klangsprache von Felix Mendelssohn Bartholdys fünfsätziger Chorkomposition über den Luther-Choral der Fall ist. Zwischen ruhigen, aber harmonisch reichen Choralsätzen begannen die Männerstimmen kernig eine Fuge. Wie aus einer anderen Welt hob sich der stille Mittelsatz an, der mit einem weichen Sopransolo begann. Zum Abschluss erklang schließlich eine moderne Bitte um Erbarmen aus dem 20. Jahrhundert von Aron Copland mit wechselnden Affekten.

Instrumentale Klangfarben gab es zwischen den Vokalstücken. Jannick Schroeder spielte drei Bearbeitungen des Luther-Chorals von Bach und Siegfrid Karg-Ehlert. Außerdem übernahm er die Continuo-Begleitung einer verhaltenen Musik aus dem 17. Jahrhundert für Viola da Gamba solo, gespielt von Heike Johanna Lindner.

(mkl)
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