Leichlingen 20 Jahre ein Leben mit Spenderleber

Leichlingen · Die Leichlingerin Erika Bischoff wirbt kurz vor ihrem 80. Geburtstag aktiv für Organspenden.

 Zweites Leben: Dank der Organspende kann Erika Bischoff heute wieder alles essen. Bei Feiern trinkt sie ab und an auch mal ein Glas Wein oder Sekt.

Zweites Leben: Dank der Organspende kann Erika Bischoff heute wieder alles essen. Bei Feiern trinkt sie ab und an auch mal ein Glas Wein oder Sekt.

Foto: uwe miserius

Im Juli kann Erika Bischoff gleich zwei runde Geburtstage feiern. Am vorletzten Tag des Monats begeht die positiv gestimmte Dame ihren 80. Aber zuvor feiert sie am 7. Juli den 20. Geburtstag ihres zweiten Lebens. Das begann nämlich durch eine Lebertransplantation 1996. Zwei Jahrzehnte lebt sie nun mit dem Spenderorgan bei bester Gesundheit und im Bewusstsein, dass diese Verlängerung ein großes Geschenk war. Sie könne alles essen und trinke bei Feiern auch ein Glas Wein oder Sekt.

Erika Bischoff besaß schon einen Organspende-Ausweis, bevor sie selbst auf ein fremdes Organ angewiesen war. Jetzt will sie mit ihrer persönlichen Geschichte Werbung dafür machen. "Überreden sollte man niemanden, aber ich möchte den Leuten Mut machen: Holt euch einen Spenderausweis!" So viele Menschen, auch junge Väter und Mütter, könnten dadurch gerettet werden.

"Ich wäre damals gestorben", sagt Erika Bischoff ganz klar. Sie hatte eine Immunerkrankung, die die Organe angreift und ihre Leber schon hochgradig geschädigt hatte. Viele sterben bei dieser Krankheit irgendwann an inneren Blutungen, erklärt sie. Zum Glück fand sich gerade rechtzeitig eine Spenderleber, so dass sie nach drei Monaten auf der Warteliste den Anruf bekam. An einem Samstagnachmittag, erinnert sie sich genau. Sie hatte gerade Kuchen gebacken für ein Vereinsfest. Zum Abliefern kam sie nicht mehr, stattdessen griff sie ihre fertig gepackte Tasche und ließ sich in die Essener Uniklinik fahren, wo sie umgehend auf die siebenstündige Operation vorbereitet wurde und man ihr den Eingriff genau erklärte. "Der Anästhesist war so nett, ich konnte mich richtig wohlfühlen", schwärmt sie noch heute von der guten Betreuung des medizinischen Personals, fachlich und vor allem auch menschlich. Als sie noch etwas benommen aus der Narkose erwacht war, hielt ihr ein Arzt das Telefon ans Ohr. Sie hörte die Stimme ihrer Tochter, die schon 40 Jahre lang in den USA lebt, und war glücklich. "Wenn man nicht den Rückhalt durch die Familie hat, ist es auch schwer, gesund zu werden", erklärt Erika Bischoff ihre vorbildliche Genesung. Die Seele müsse auch gesund sein, nicht nur die Organe, sonst schaffe man das nicht.

Fünf Jahre nach dem Eingriff hat sie ein zweites Mal geheiratet, auch dieses Glück wäre ihr ohne das Spenderorgan verwehrt geblieben. Sie weiß natürlich nichts über das Schicksal des Menschen, dem sie ihr zweites Leben zu verdanken hat. Aber aus Dankbarkeit ging sie zum Deutschen Roten Kreuz und half ehrenamtlich bei Seniorennachmittagen. Jedes halbe Jahr muss sie zur Untersuchung ins Krankenhaus, diese Termine hält sie eisern ein. Genauso nimmt sie täglich die Medikamente, Immunblocker, die ein Abstoßen verhindern sollen. Mit Nebenwirkungen hat sie kein Problem, allerdings musste sie sich mit der Gewichtszunahme abfinden. Drei Konfektionsgrößen habe sie zugelegt, aber das sei das kleinste Übel. Ihre Kinder und die Freundinnen hat sie mit ihrer Dankbarkeit schon überzeugt. Sie alle haben einen Organspendeausweis.

(mkl)
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