Langenfeld/Haan Zeitumstellung macht Kühe zu Zicken

Langenfeld/Haan · Um ihren Rhythmus nicht zu stören, wendet der Bauer Tricks an. Auch Hühner brauchen einen verlässlichen Tagesplan.

Sommerzeit, hell bis in die Puppen - für Freiluft-Sportler oder Biergartengänger mag das eine tolle Erfindung sein. Für Kühe aber ist das nichts. Ihre Tiere seien ganz ungehalten, wenn die Termine plötzlich nicht mehr eingehalten werden, berichtet Marlene Rosendahl von Gut Ellscheid in Haan. Sie habe schon beobachtet, wie sich die Kühe vor dem Stall versammeln, wenn der Bauer zu spät dran ist. Noch kein richtiger Rinderwahn ist das, aber ein bisschen Erregtheit schon. Rasches Handeln tut dann not. Schnell gemolken, kann das Vieh seinen Druck ablassen. Wenn es nun aber früher Milch liefern soll? Wie zur Umstellung auf Sommerzeit an diesem Wochenende? Auch das gestalte sich mitunter schwierig, berichtet Landwirtin Rosendahl: "Die Kühe lassen sich dann bitten, bewegen sich nicht vom Feld - und die Milch fließt unregelmäßig". Jede Diva muss dann einzeln vom Acker geführt werden. Nur so bleibe eine allgemeine Arbeitsverweigerung aus. Eine Kuh möchte eben umworben werden - die Bestätigung, dass sie keine x-Beliebige ist. Um die Eutertiere nicht aus dem Rhythmus zu stoßen, greift der Bauer in die Trickkiste: In der Woche vor der Zeitumstellung melkt er täglich zehn Minuten früher.

Die Sommerzeit - so glaubten ihre Erfinder im vorigen Jahrhundert - hilft, Energie zu sparen. Das hat sich als Trugschluss erwiesen. Auch Hühner halten die Zeitumstellung eher für unnötig. "Sie können überhaupt keinen Stress vertragen. Bei der kleinsten Unruhe fangen sie an, sich gegenseitig zu picken", weiß Josef Aschenbroich, der auf seinem Immigrather Hof Tausende von dem Federvieh hält. Deshalb hat der Landwirt den Stall vom natürlichen Tag-und-Nacht-Wechsel abgekoppelt. Der künstlich strukturierte Tag für seine Hühner besteht aus 16 Stunden Licht und acht Stunden Dunkelheit - bei durchgehend 20 Grad. Andernfalls bräche schnell Anarchie im Stall aus. Es gäbe Mord und Totschlag unter den Hühnern, sagt Aschenbroich. Gelassen auf den Zeitenwechsel reagieren hingegen Hund und Katz. Barbara Riedel vom Tierheim Velbert-Heiligenhaus glaubt zwar, dass Tiere eine innere Uhr haben, die klassischen Haustiere seien es aber meist gewohnt, von ihren Herrchen auch mal versetzt zu werden. Sie kennen eben ihre Pappenheimer.

(RP)
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