Langenfeld Yad Vashem ehrt Fluchthelfer, der sich für Langenfelder Jüdin opferte

Langenfeld · Heinrich Heinen war der Verlobte der im KZ Auschwitz ermordeten Langenfelder Jüdin Edith Meyer. Jetzt wurde der Mann, der sein Leben für sie einsetzte, posthum geehrt.

 Carina Gödecke (r.) und Arik Rav-On (l.) überreichten die Medaille für Paul Krebs an dessen Verwandte Margot Hens und Margit Tamar Berg.

Carina Gödecke (r.) und Arik Rav-On (l.) überreichten die Medaille für Paul Krebs an dessen Verwandte Margot Hens und Margit Tamar Berg.

Foto: Landtag/Schälte

Sie hatten ihr eigenes Leben riskiert, um Juden während der Nazi-Zeit zu retten. Dafür wurden Heinrich Heinen und Paul Krebs lange nach ihrem Tod jetzt von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem als "Gerechte unter den Völkern" ausgezeichnet. Heinen war der Verlobte der Langenfelder Jüdin Edith Meyer, die er nach der Deportation aus dem Ghetto Riga befreit hatte und die später im KZ Auschwitz starb. Deren Lebensgeschichte hatte der Langenfelder Günter Schmitz erforscht. Er war jetzt bei der Ehrung der beiden mutigen Männer im Landtag dabei und bezeichnete sie als sehr angemessen. "Was beide aus Liebe zu ihren jüdischen Frauen gemacht haben, ist wirklich außergewöhnlich."

 Die "Halle der Erinnerung" mit der brennenden "Ewigen Flamme" in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vaschem in Jerusalem.

Die "Halle der Erinnerung" mit der brennenden "Ewigen Flamme" in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vaschem in Jerusalem.

Foto: Schneider

Über die große Liebe, die waghalsige Flucht und das erschütternde Ende des Paares Edith Meyer und Heinrich Heinen schrieb Dr. Alfons Dür 2012 ein Buch, in das Schmitz' Forschungsarbeit einfloss. Die unter dem Titel "Unerhörter Mut - Eine Liebe in Zeiten des Rassenwahns" veröffentlichten Schilderungen führten laut Sandra Witte von der Israelischen Botschaft zur posthumen Ehrung.

Leben und Deportation Edith Meyer wurde am 24. April 1920 als Tochter von Max und Rosa Rebekka Meyer in Langenfeld geboren, besuchte die Marienschule in Opladen, begann eine Lehre als Korsettmacherin und lernte 1938 Heinrich Heinen kennen, einen Kölner Arbeitersohn und Christ. Am 11. Dezember 1941 sei sie ohne ihre Eltern ins Ghetto der lettischen Stadt Riga deportiert worden, fand Schmitz heraus. "Ihr Verlobter suchte verzweifelt nach Möglichkeiten, sie zu befreien." Im April 1942 sei ihm das gelungen.

Flucht und Tod In einem Lastwagen gelangte das Paar zunächst nach Königsberg und weiter nach Solingen, wo sie bei Helene (ebenfalls Jüdin und mit Edith verwandt) und Paul Krebs Unterschlupf fanden. Schmitz: "Nach Langenfeld konnten sie nicht, weil man Edith dort erkannt hätte." Doch in Solingen wurden beide Paare denunziert. Danach ging es für Edith und Heinrich wochenlang quer durch Deutschland und Österreich. Beim Versuch, illegal über die Grenze in die Schweiz zu gelangen, wurde das Paar im Juli 1942 in Feldkirch verhaftet. Heinrich gelang mit anderen Häftlingen der Ausbruch, und er wollte Edith befreien. "Aber sie war bereits nach Innsbruck gebracht worden, von wo aus sie dann nach Auschwitz deportiert wurde", berichtet Schmitz. "Dort verliert sich ihre Spur. Heinrich war da schon tot - erschossen auf der Flucht."

Das Ehepaar Krebs kam nach der Denunziation in ein Wuppertaler Gefängnis. Gegen die schwangere Helene wurde wegen Fluchthilfe ermittelt. Paul, wieder auf freiem Fuß, kämpfte verzweifelt um seine Frau. Ein Bittbrief an die Gestapo war vergebens; Helene wurde nach Auschwitz deportiert und starb dort im Januar 1943. Paul Krebs starb 1955.

Verwandte von ihm nahmen Urkunde und Medaille von Landtagspräsidentin Carina Gödecke und dem Yad-Vashem-Direktor Arik Rav-On entgegen. Für Edith Meyer und Heinrich Heinen wird nach Angaben von Schmitz am 12. November eine eigene Feierstunde in der israelischen Botschaft in Berlin angesetzt. "Trotz intensiver Suche haben wir bisher noch keine Verwandten von Heinen ausfindig gemacht. Es wäre schön, wenn sich jemand bei mir melden würde. Seine Eltern hießen Nikolaus und Anna."

(RP)
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