Bruno Pascali "Wohnort ist hier, die Heimat fern"

Langenfeld · Vorsitzender des Italienischen Kulturvereins lebt seit 1963 gern in Langenfeld, hängt aber sehr an Apulien.

 Bergische Waffeln und italienischer Espresso oder Cappuccino: Das passt nicht nur für Bruno Pascali hervorragend zusammen.

Bergische Waffeln und italienischer Espresso oder Cappuccino: Das passt nicht nur für Bruno Pascali hervorragend zusammen.

Foto: Ralph Matzerath

Herr Pascali, Sie leben seit 52 Jahren in Langenfeld. Ist das Ihre Heimat?

Pascali Langenfeld ist mein Wohnort. Meine Heimat ist ein Dorf in Apulien mit 9000 Einwohnern. Da war ich bis zu meinem 19. Lebensjahr zu Hause. Das wunderschöne Melendugno hat 20 Kilometer Strand und ist ein beliebter Urlaubsort.

Da kann Langenfeld nun wirklich nicht mithalten.

Pascali Darauf kommt es nicht an, sondern da bin ich zur Schule gegangen, da sind alte Nachbarn, Verwandte und Freunde. Die fehlen mir hier manchmal. Deshalb fliege ich so oft wie möglich nach Hause.

Warum haben Sie damals Ihre Heimat verlassen?

Pascali Nur wegen eines Arbeitsplatzes - nicht mehr und nicht weniger. Natürlich habe ich auch hier heute viele deutsche Freunde gewonnen und fühle mich wohl.

Sie sind 71 Jahre alt und Rentner. Haben Sie schon mal an eine Rückkehr in die italienische Heimat gedacht?

Pascali Oft, ich würde gerne zurückgehen. Aber ich bin nicht ganz gesund, muss alle drei Monate zum Kardiologen. Und in Deutschland ist das Gesundheitssystem einfach besser - nicht unbedingt die Ärzte, italienische Ärzte sind auch gut. Aber bis man überhaupt behandelt wird, muss man das Portemonnaie erst mal öffnen. Das ist eben Italien.

Sie haben sich von Anbeginn Ihres Hierseins für Völkerverständigung engagiert, waren 40 Jahre im Ausländerbeirat,haben den Italienischen Kulturverein gegründet. Warum?

Pascali Das musste ich. Was meinen Sie, was hier damals für Vorurteile gegenüber Italienern herrschten: alles Diebe, Messerstecher, die lassen unsere Frauen nicht in Ruhe. Dabei war es umgekehrt: Die deutschen Frauen waren wild auf die schönen italienischen Männer (lacht). Ich musste den Deutschen zeigen, was es bei uns an Kulturgütern gibt und wie wir wirklich sind.

Sagen Sie fünf Dinge, die Sie an Ihrem Wohnort mögen.

Pascali Die gute Infrastruktur, ein Zentrum, in dem es alles gibt, gute Verkehrsanbindungen, Autobahn, Eisenbahn, Busse, eine vorbildliche Industrieansiedlung,

Das sind aber keine emotionalen Gründe, die für Langenfeld sprechen. Gibt es etwas, woran Ihr Herz hängt?

Pascali Die Kirche - St. Martin und St. Josef - und die unkomplizierte Beziehung der Priester zu ihren Mitgliedern. In Italien bestimmen Priester, Lehrer und Dorfbürgermeister alles von oben herab. Das ist in Deutschland besser. Hier tut man auch viel für Behinderte und Alte, mehr als in meiner Heimat.

Und gibt es Tugenden, die Sie von den Bewohnern Ihrer Wahlheimat im Laufe der Jahre übernommen haben?

Pascali Die Disziplin. Früher haben wir über die Deutschen gelacht, heute finden wir ihre Disziplin beispielhaft und loben sie. Auch die Genauigkeit und Pünktlichkeit. Früher kamen wir Italiener zu den Elternversammlungen in der Schule zu spät, heute sind es die Deutschen.

Was Sie sich auf jeden Fall bewahrt haben, ist Ihr italienischer Akzent. Den hört man sofort raus.

Pascali Wirklich? Da bin ich aber stolz. Ich kann mich eben nicht verstellen.

Wo möchten Sie einmal begraben sein?

Pascali Auf jeden Fall neben meinen Verwandten in meinem Heimatdorf. Aber das wird aus praktischen Gründen nicht gehen. So eine Überführung kostet 6000 Euro. Das möchte ich niemandem aufbürden.

ISABEL KLAAS STELLTE DIE FRAGEN

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort