Langenfeld Woher die Krawatte ihren Namen hat

Langenfeld · Im Freiherr-vom-Stein-Haus sind derzeit Schlips-Modelle und durch sie inspirierte Werke ausgestellt.

 Hella-Sabrina Lange hat die Krawatten- Ausstellung zum Kroatienjahr in Langenfeld vorbereitet.

Hella-Sabrina Lange hat die Krawatten- Ausstellung zum Kroatienjahr in Langenfeld vorbereitet.

Foto: RALPH MATZERATH

"Man kann unheimlich viel zur Krawatte erzählen", schwärmt Hella-Sabrina Lange, Leiterin des Referats Stadtmuseum/Stadtarchiv: "Es gibt sogar eine eigene Krawattenforschung." Gemeinsam mit Alexandra Hinke und Silke Klaas hat Lange ein Jahr lang die aktuelle Ausstellung "À la cravate - nach kroatischer Art" im Freiherr-vom-Stein-Haus vorbereitet.

Der Name "Krawatte" soll sich entweder von "Hrvatska" ("Kroatien") herleiten oder von der dortigen Tradition, dass junge Frauen ihren Verlobten oder Ehemännern ein Halstuch umbanden, ehe die Männer in den Krieg zogen. Dies gefiel den Franzosen, in deren Söldnerheer im Dreißigjährigen Krieg auch Kroaten kämpften: Das Wort könnte sich von "à la croate" ("nach kroatischer Art") ableiten.

Dabei beginnt die Geschichte viel früher und wirft die Frage auf, was eigentlich eine Krawatte ist. Figuren der berühmten Terrakotta-Armee des ersten Kaisers von China, entstanden vor etwa 2200 Jahren, trugen bereits ein vorne locker geknotetes Tuch um den Hals. Auf der Trajanssäule aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus sind ebenfalls Legionäre mit Halstuch dargestellt. "Geknotet hat man immer, aber der Knoten hat sich gewandelt", erklärt Lange. Physiker aus Cambridge haben eine Formel entwickelt und 85 verschiedene Varianten errechnet, in drei bis neun Schritten einen Knoten zu bilden; allerdings ließen sich nur 13 Varianten tragen.

Die heute übliche Art, der einfache oder kleine Windsorknoten, kam erst mit der Zeit auf. Er wird in fünf Schritten gebunden, von denen sich die freischaffende Künstlerin Barbara Ring aus Gelsenkirchen zu ihrer Bilderreihe "Krawatttiere" inspirieren ließ.

Die verschiedenen Positionen der Schlaufe beim Binden hat sie mit Tieren in charakteristischen Positionen in Verbindung gebracht, so mit der Kobra: "Mich interessiert immer, in einer Sache etwas anderes zu sehen."

So kann man in der Ausstellung die ganze Geschichte der Krawatte verfolgen. In der Französischen Revolution lehnten die Aufständischen die Krawatte ab, während die Royalisten ein grünes Halstuch trugen. Um 1900 legten Frauenrechtlerinnen Krawatten als Zeichen der Gleichberechtigung an. Natürlich fehlt auch ein Abstecher zum traditionellen Krawattenabschneiden an Weiberfastnacht nicht in der Ausstellung.

Das generelle Interesse am Thema zeigte sich schon bei der gut besuchten Vernissage. Wie viele andere Besucher war Otto Schäfer ohne Krawatte erschienen. "Sie sehen, ich trage ein Jackett; wäre es etwas kühler, hätte ich eine Krawatte", sagt der 75-jährige Langenfelder. "Im Beruf" habe er nie darauf verzichtet. Doch die Zeiten haben sich geändert: "Mein Sohn hat eine, kann sie aber nicht binden; das muss ich übernehmen."

"Grundsätzlich ist das Krawatte-Tragen ja auch ein Zeichen des Geschmacks", sagt Lange. Der französische Schriftsteller Honoré de Balzac (1799-1850) urteilte: "Der Mann ist so viel wert wie seine Krawatte"; denn "in ihr manifestiert sich sein Geist". Die "Küchenpsychologie" will gar aus der Art, die Krawatte zu binden, auf den Charakter des Menschen schließen. "Aber dadurch", so Lange, "soll sich niemand auf den Schlips getreten fühlen."

(RP)
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