Heimat genießen im Keis Mettmann Wo obergäriges Bier durch die Kehlen fließt

Monheim · Die Monheimer "Biermanufactur" liegt am Kölsch-Alt-Äquator. Inhaber Dieter Ritter will die Brautradition fortsetzen.

 Bis zu 4000 Liter Bier kann Dieter Ritter im Gärkeller (Bild) unter der Monheimer "Biermanufactur" lagern.

Bis zu 4000 Liter Bier kann Dieter Ritter im Gärkeller (Bild) unter der Monheimer "Biermanufactur" lagern.

Foto: ralph matzerath

Dass der "Rheinische Bieräquator" mitten durch Monheim geht, ist dreifach belegt: Erstens laufen - anders als in den rivalisierenden Metropolen Düsseldorf und Köln - in den Kneipen der Gänseliesel-Stadt wie selbstverständlich Alt und Kölsch aus den Zapfhähnen. Zweitens hatte sich der Veranstalter eines vor neun Jahren in Monheim gefeierten Fests die Exklusivrechte an dem Prädikat "Rheinischer Bieräquator" gesichert und quasi auf die Stadt übertragen. Drittens gab es bis 2004 in Monheim die einzige Brauerei, die sowohl Kölsch als auch Alt produzierte.

Elf Jahre nach dem Aus der Monheimer Brauerei knüpft jetzt Dieter Ritter (50) an deren Tradition an. An der Turmstraße inmitten der Altstadt hat er Ende August mit Hilfe dreier Geschäftspartner unter dem Namen "Biermanufactur" eine Hausbrauerei eröffnet. Noch ist das Sudhaus aus technischen Gründen nicht in Betrieb. Das bislang ausgeschenkte, bernsteinfarbene Bier hat Ritter zwar selber hergestellt, doch in der Anlage eines befreundeten Brauers. Der 50-Jährige hofft, noch im Oktober in den eigenen drei großen Edelstahl-Kesseln brauen zu können. "Als Monheimer möchte ich die Tradition erhalten, dass hier Alt und Kölsch gleichermaßen getrunken wird. Das ist ja auch ein Kulturgut", sagt Ritter. "Deshalb werde ich regionaltypisch obergäriges Bier herstellen - Alt und Helles." Da es kein Kölner Produkt ist, dürfe das helle Obergärige nicht Kölsch genannt werden, "auch nicht Ölsch oder so ähnlich." Die Namenssuche sei in diesem Fall schwieriger gewesen als nach der Geburt seiner Kinder, sagt der dreifache Familienvater mit einem Schmunzeln. Am Ende entschied er sich für "Monheimer Helles".

Seine Biere werden nicht filtriert, sagt Ritter vor den drei großen Edelstahl-Kesseln in der Gaststube. Hefezellen und Trübungsstoffe werden am Ende der Herstellung also nicht restlos entfernt. Dies sei gut für den Geschmack und bei Hausbrauereien ähnlicher Art etwa in Franken so üblich. Bis zu 500 Liter kann der 50-Jährige pro Durchgang im Sudhaus produzieren.

Zunächst vermischt Ritter nach eigenen Angaben in der Anlage Malzschrot und Wasser zur Maische. "Sie wird dann auf verschiedene Temperaturen erhitzt." Natürliche Enzyme erzeugen dabei Malzzucker, von dem wichtige Stoffe in die Lösung übergehen. Im so genannten Läuterbottich werden anschließend feste und flüssige Bestandteile getrennt. Der hieraus gewonnenen Würze wird sodann Hopfen zugefügt. Die Beigabe von Hefe fördert den Gärprozess. Trinkreif wird das in acht Tanks im Keller gelagerte obergärige Bier laut Ritter nach drei bis vier Wochen sein.

Die über 150 Jahre lange Geschichte der 1847 von Peter Josef Peters gegründeten Monheimer Brauerei bis zu deren Ende 2004 hat Klaus Peters im aktuellen Heft 26 des Bergischen Geschichtsvereins Leverkusen-Niederwupper beschrieben. Die Brauerfamilie Peters verfuhr nach der Devise: "Wer mitten zwischen Düsseldorf und Köln nach Monheim geworfen wird, kann gar nicht anders, als das eine mit dem anderen zu verbinden." So stellte die Brauerei Peters&Bambeck zuletzt Kölsch und Alt her, aber auch Pils. Während die Alt-Kölsch-Grenze durch Monheim und Langenfeld führt, ist solch eine Bier-Linie andernorts in der Region nur schwer festzumachen. "Obergäriges Bier ist im Kreis Mettmann auf alle Fälle insgesamt stärker gefragt als untergäriges Pils", sagt der Ratinger Hans Willi Poensgen (82), dessen Familie seit 1933 das Ratinger Brauhaus betreibt. "Vor allem haben Hausbrauereien wie das Düsseldorfer ,Uerige' oder das ,Füchschen' Zulauf, während die Nachfrage nach Pils etwas rückläufig ist." Seit zehn Jahren wird im Ratinger Brauhaus an der Bahnstraße ein eigenes Alt gebraut. "Das kommt direkt aus dem Fass und ist bei den Gästen gut angekommen. Wir haben die anfängliche 100-Liter-Anlage auf 1000 Liter erweitert."

(mei)
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