Monheim Wo Frauen Schnäppchen machen

Monheim · Die Dauer-Baustelle in der Monheimer Altstadt hat manchen Eingang zu den Trödelständen verstellt. Der Eingang zur Biermanufactur war kaum zugänglich.

 Nicol Jankowska (l.) und Karolina Sawicka haben Frühlingskränze in der Biermanufactur angeboten.

Nicol Jankowska (l.) und Karolina Sawicka haben Frühlingskränze in der Biermanufactur angeboten.

Foto: H. Schoog

Ob das der Ehemann weiß? Theresa Wehner versucht schon zum zweiten Mal die edle Kollektion kleiner Dior-Parfüm-Fläschchen beim Kneipen-Weiber-Trödel in der Monheimer Altstadt an die Frau zu bringen. "Das war ein Geschenk meines Mannes, aber ich mag die Düfte nicht", sagt sie ehrlich. Gründe gibt es viele, warum die Damen immer wieder ihre ausrangierten Schuhe, Blusen, Kleider und Pullover, Modeschmuck und Taschen zu Dumpingpreisen anbieten. "Mit dem Erlös finanziere ich meine neuen Klamotten", sagt Wehner, "denn damit will ich die Familienkasse nicht belasten." Regine (77) bietet im Pfannenhof ein paar ausgesuchte Secondhand-Stücke ihrer Freundin an. "Die konnte nicht, und ich stelle mich gerne hier hin."

Die beiden Gastrominnen Miriam Winzer und Simone Windges vom Kreativ-Café mit Liebe an der Turmstraße hatten zum dritten Kneipen-Weibertrödel eingeladen. 45 Anbieterinnen hatten Speicher, Garagen und Kleiderschränke ausgeräumt. Vieles fand neue Abnehmerinnen. Schrille Dessous, Etui-Kleider von Dior, ein floraler Sommeranzug von Via Appia, Kaschmir-Pullover und Mäntel von Boss fanden ihre zweiten Liebhaber, während sich so mancher nette Plausch ergab und sich alte Schulfreundinnen nach Jahrzehnten vor und hinter den Verkaufstischen wiedertrafen.

Alle Kneipen in der Altstadt hatten Nebenräume zur Verfügung gestellt, in denen sich nun T-Shirts, Kult-Serien auf DVD, Schals und Hosenanzüge stapelten. "Wir haben die Männer hier einfach überrollt", sagt Simone Windges. "Die müssen mitmachen." Das Standgeld geht übrigens an der Krebshilfe. Im vorigen Jahr waren es immerhin 600 Euro.

Wie immer bei solchen Events, steht das Geldverdienen aber nicht im Mittelpunkt, sondern die Leidenschaft fürs Trödeln. Ulrike Kempka und Cornelia Rockel haben sich auf dem Speicher überm Spielmann etabliert - auch wenn sie da etwas abgelegen sind. "Wir lieben das hier. Und wir mögen die irische Musik, die unten gespielt wird", sagen die Damen. Und ja, sie hätten sehr gut verkauft. Vor allem, wenn etwas vollschlanke Damen ihre Kleidergröße mit 38 angeben und sich wundern, dass nix passt.

Hinderlich: die Großbaustelle in der Altstadt. Der einhellige Tenor war, sie habe den Umsatz der Trödlerinnen geschmälert. Bei der Terminierung des Trödels hätte die Sanierung der Altstadt eigentlich fertig sein sollen. Allerdings zeigten sich die Bauarbeiter gefällig und räumten so manche Barriere beiseite.

(RP)
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