Tatjana Pioschyk "Wir bringen das, was den Kreis bewegt"

Langenfeld · Der Lokalsender Radio Neandertal besteht seit 25 Jahren und feiert in diesen Wochen sein Jubiläum mit vielen Aktionen und Verlosungen. Chefredakteurin Tatjana Pioschyk erzählt im Interview, was sich geändert hat und worin die Aufgaben liegen.

 Tatjana Pioschyk: "Den Moderator als Menschen, den man mag, der einen unterhält, der einen zum Lachen bringt - den kann keine automatisierte Playlist ersetzen. Persönlichkeiten am Mikrofon sind heute viel, viel wichtiger geworden."

Tatjana Pioschyk: "Den Moderator als Menschen, den man mag, der einen unterhält, der einen zum Lachen bringt - den kann keine automatisierte Playlist ersetzen. Persönlichkeiten am Mikrofon sind heute viel, viel wichtiger geworden."

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Vor 25 Jahren, als Radio Neandertal auf Sendung ging, gab es noch kein Internet. Kaum mehr vorstellbar, aber wie wurde damals Radio gemacht?

Tatjana Pioschyk Da hat sich viel geändert. In den Anfangsjahren waren wir Radio-Reporter mit Block, Stift und Aufnahmegerät unterwegs. Bei den meisten Geschichten gehört heute auch ein Foto für die Homepage dazu, oft drehen wir auch kleine Videoclips. Auf der anderen Seite war Radio vor 25 Jahren unschlagbar das schnellste Medium, das es damals gab. Die Zeitungskollegen mussten mit ihrer Nachricht auf den nächsten Tag warten, Fernsehsender brauchen Bilder. Heute ist das alles ganz anders. Es gibt so viel medialen Input und wir müssen es uns als Radio jeden Tag neu verdienen, dass die Menschen im Kreis Mettmann uns ihre Zeit schenken.

Der Kreis Mettmann ist mit seinen zehn Städten groß. Wo setzen Sie thematische Schwerpunkte?

Pioschyk Wir sind das einzige kreisweite Medium. Das ist eine tägliche Herausforderung. Nordkreis und Südkreis ticken da unterschiedlich. Wir versuchen immer herauszufinden, was die Menschen im gesamten Kreis bewegt und suchen die Themen, über die gesprochen wird. Das hört sich gut an, kann aber nicht immer klappen. Wenn in Haan eine Weltkriegsbombe entschärft wird, ist das für Haan ein Riesenthema, über das wir aktuell berichten. Für Monheim ist das dann schon nicht mehr so interessant. Da setzen wir auf das Vertrauen unserer Hörer. Sie wissen: wenn etwas in ihrer Stadt passiert, dann hören sie das bei uns zuerst. Wir haben in der Woche täglich 21 lokale Nachrichtenausgaben.

Haben Sie eine persönliche Lieblingsstadt im Sendegebiet?

Pioschyk Nein, aus professioneller Sicht darf es natürlich keine Lieblingsstadt geben. Bei der großen Vielfalt ist das im Kreis auch schwierig, denn jede Stadt hat ihren ganz besonderen Reiz. Und was viele Menschen bei uns oft gar nicht so wahrnehmen: wie schön es im Kreis Mettmann eigentlich ist! So viel Natur, so viele Freizeitmöglichkeiten und trotzdem ist man in null Komma nichts in den großen Metropolen drum herum. Das ist schon toll! Manchmal denke ich, die Menschen hier bei uns könnten etwas stolzer darauf sein, dass sie im Kreis Mettmann wohnen. Wenn Sie mich ganz privat fragen, habe ich natürlich eine Lieblingsstadt: Das ist Ratingen, denn da bin ich aufgewachsen.

Wie wird Radio Neandertal finanziert und wer sind die Eigner?

Pioschyk Radio Neandertal ist eines von 45 Lokalradios in NRW, die privatwirtschaftlich organisiert sind. Das bedeutet: Wir bekommen von den GEZ-Gebühren keinen Cent, sondern müssen unser Geld durch Werbung verdienen. Das Lokalfunk-Modell in NRW ist in Deutschland einmalig. Redaktion und Werbung agieren unabhängig voneinander; die redaktionellen Mitarbeiter sind Angestellte einer Veranstaltergemeinschaft. Für die wirtschaftlichen Belange ist die Betriebsgesellschaft verantwortlich. Bei uns sind u.a. der Kreis Mettmann, die kreisangehörigen Städte, aber auch die ortsansässigen Zeitungsverleger wie zum Beispiel die Rheinische Post Mediengruppe Anteilseigner und Gesellschafter.

GÖKÇEN STENZEL STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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