Langenfeld Windkraft: Jetzt also doch wieder Reusrath

Langenfeld · Sollten Windrad-Pläne für Berghausen aufgegeben werden, gilt der Stadtsüden als einziger Standort, hieß es beim RP-Wahlpodium.

Wäre "Windkraft" ein Schwarze-Peter-Spiel, dann hätte ihn Reusrath jetzt wieder, den Schwarzen Peter. Nach 2003/06 und 2011/12, als das Thema "Windkraftanlagen (WKA)" im Langenfelder Süden protestierende Bürgerinitiativen auf den Plan rief, ist es zurück in Reusrath. Dies wurde auf dem RP-Wahlpodium am Donnerstagabend in der Stadthalle deutlich. Bei der Diskussion mit den Bürgermeisterkandidaten sagte Amtsinhaber Frank Schneider (CDU): WKA seien jetzt "nur noch, wenn wir es denn wollen, in Reusrath möglich".

Grund ist die Absage der Bezirksregierung an die Alternativpläne für WKA an der A 59 in Berghausen, weil sie unüberwindliche wasserschutzrechtliche Hürden sieht. In Berghausen und auf der anderen Seite der Autobahn hatte die Stadt Langenfeld gemeinsam mit Monheim bis zu fünf WKA "ermöglichen" wollen. Nach der letzten Protestwelle in Reusrath und der von Berlin betriebenen Energiewende, in der plötzlich auch die Langenfelder CDU ihre Liebe zur Windkraft entdeckte, war Berghausen zumindest offiziell favorisiertes WKA-Gebiet. Grünen-Kandidat Günter Herweg äußerte auf dem RP-Podium Zweifel an der Ernsthaftigkeit dieser Marschrichtung: Der Stadt seien die Bedenken der Wasserschutzbehörden seit einem Jahr bekannt, sagte Herweg mit Verweis auf Gespräche zwischen Rathaus und Kreis Mettmann. "Sie hätte die Fläche für eine Windkraftnutzung also gar nicht vorschlagen dürfen." Den Verdacht, der in diesen Worten mitschwingt, brauchte Herweg nicht eigens zu formulieren: Hat die Stadt sehenden Auges ein Flächennutzungsplan-Änderungsverfahren eröffnet, das zum Scheitern verurteilt ist?

Schneider ging auf diesen Vorwurf nicht ein, stellte vielmehr noch mal klar: Drei der fünf an der A 59 vorgesehenen WKA sind, weil im Umfeld der Trinkwasserbrunnen des Verbandswasserwerks, "auf keinen Fall möglich". Als Bürgermeister werde er dem Rat deshalb "Keine Windkraft in Berghausen" vorschlagen. "Anschließend müssen wir uns über Reusrath unterhalten."

Gemeint ist die Windkraftkonzentrationszone auf den Feldern an der Stadtgrenze in Richtung Leverkusen-Rheindorf. Aufgrund einer Höhenbegrenzung auf 100 Meter, was den WKA-Betrieb dort unrentabel macht, ist sie seit ihrem Bestehen 2006 faktisch eine "Windkraft-Verhinderungszone". Ob er eine Aufhebung der Höhenbegrenzung befürwortet, ließ Schneider offen und verwies statt dessen auf Unwägbarkeiten in Sachen Vogelschutz (wie in Berghausen) und mögliche Subventionskürzungen durch die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Herweg plädierte dagegen für eine Aufhebung: "Wenn es in Berghausen nicht klappt, müssen wir die Windkraft in Reusrath vorantreiben."

Womöglich nimmt aber das Verwaltungsgericht Düsseldorf der Politik die Entscheidung ab. Dort hat die Firma SL Windenergie, die in Reusrath bis zu drei 150 Meter hohe Windräder errichten möchte, gegen die Höhenbegrenzung geklagt. Während die Stadtverwaltung diese für "gerichtsfest" (Planungsamtschef Stephan Anhalt) hält, wird laut SL-Abteilungsleiter Joachim Schulenburg die juristisch ausgefochtene "Klärung, ob solch eine Beschränkung in einer Konzentrationszone zulässig ist, auch in anderen Kommunen mit Interesse verfolgt".

(RP)
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