Langenfeld Wildschweine pflügen Weiden um

Langenfeld · In Richrath und Wiescheid pflügt Schwarzwild immer wieder Weiden und Felder um. Die Jagd ist schwierig.

 Wildschweine hinterlassen tiefe Spuren auf Weiden und Äckern in Wiescheid.

Wildschweine hinterlassen tiefe Spuren auf Weiden und Äckern in Wiescheid.

Foto: matzerath

Das neue Jagdgesetz in NRW bringt viele Einschränkungen für die Jagd mit sich. Monika Hagenbeck zumindest wünscht sich, die Jagdpächter in Wiescheid würden ihr Waidwerk konsequenter ausüben und den Wildschwein-Bestand reduzieren. "Sie haben uns schon mehrfach die Weiden umgepflügt, so dass sie nicht mehr benutzt werden konnten". Weil die Verletzungsgefahr für Pferde zu groß sei.

Auch die Luftsportgruppe Erbslöh leidet unter der Neigung der Wildschweine, auf der Suche nach Engerlingen den Boden zu durchpflügen. "Speziell in der letzten und zu Beginn der jetzigen Saison hatten wir damit große Probleme", sagt René Bremel, stellvertretender Vereinsvorsitzender. "Wir müssen dann einen Trupp losschicken, der die Löcher verfüllt und mit der Walze drüberfährt". Für den Flugbetrieb brauche man eben ebene Flächen. "Das ist sehr lästig". Aber seitdem vor drei Wochen ein Vergrätzungsmittel ausgebracht wurde, habe man - vorerst - Ruhe.

Landwirt Josef Aschenbroich hat vor allem auf seinen Flächen zwischen Garather Wald und Wolfhagener Straße im Umgang mit den Wildschweinen "viel dazulernen müssen". "Raps und Mais sind für sie ein wahres Eldorado, da bauen die sich mittendrin ein Nest und wühlen alles auf", sagt der Landwirt. Mit dem Mähdrescher könne er diese Verwerfungen nicht mehr überfahren. Seine Fläche bei Garath habe er mit Elektrozaun geschützt. "Aber da schicken die einfach ihre schwächsten durch, bis er kaputt ist". Er baue seine Feldfrüchte nur noch in Streifen an, meide dabei attraktives Futter wie Zuckerrüben ("Dafür springen sie auch übern Zaun.") und lockere auch nicht den Boden auf, um die Nahrungssuche zu erleichtern. "In dieser dicht besiedelten Landschaft sind Wildschweine sehr schwer zu bejagen", nennt Claus Petzel, kommissarischer Leiter des Hegerings Langenfeld, das Grundproblem angesichts des munter wachsenden Bestandes. Die Gefahr, dabei Unbeteiligte zu treffen, sei einfach zu groß. Tagsüber suchten die Tiere ohnehin im Dickicht Deckung. Allerdings sei inzwischen bis tief in die Nacht Betrieb im Wald. Auch dadurch werde das Wild zum Wandern bewegt. "Überdies ist derzeit Schonzeit, nur Frischlinge sind frei", ergänzt Revierförster Karl Zimmermann, der als weiteres Jagdhindernis anführt, dass Wildschweine gewöhnlich nur nachts unterwegs sind, sehen könne man sie nur bei Schnee oder Vollmond.

Peter Weeger, der 52 Jahre lang Jagdpächter in dem Revier war, das von Garath bis Wiescheid reicht, hat im März seine Jagd abgegeben. "Früher war das ein reines Niederwildrevier, jetzt gibt es nur noch Wildschweine und Rehe", erklärt er frustriert. In zehn Jahren habe sich der Wildbesatz total verändert. Er höre nicht nur aus Altersgründen auf, insgesamt hätten sich die Jagdbedingungen katastrophal verschlechtert. "Es sind zu viele Menschen im Wald, die sich an keine Regel halten, etwa Hunde freilaufen lassen, in die Dickichte vordringen. Hinzu kommt die Furcht, dass jemand von unkontrolliert herumfliegenden Geschossfragmenten getroffen wird", sagt Weeger. Und eine Drückjagd biete auch keine Sicherheit, ergänzt Zimmermann. "Ein Wald hat zu viele Eingänge, man kriegt ihn nicht vollständig abgesperrt."

(RP)
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