Monheim Was Monheimern die Karwoche bedeutet

Monheim · Am Palmsonntag hat die Heilige Woche begonnen. Ostern wird ihr Gipfel sein.

 Kirchenmusikerin Ute Merten und andere Monheimer Katholiken setzten sich in der Fastenzeit kreativ mit dem Thema Kreuz und Leid auseinander.

Kirchenmusikerin Ute Merten und andere Monheimer Katholiken setzten sich in der Fastenzeit kreativ mit dem Thema Kreuz und Leid auseinander.

Foto: Matzerath

Erst "Hosianna", dann "Kreuzige ihn!": Wenn im christlichen Glauben Jesus am Palmsonntag nach Jerusalem einzieht, wird er von den Bewohnern wie ein König empfangen und gefeiert. Durch ein Komplott der Hohepriester aber wird das Volk gegen ihn aufgestachelt. "In der Karwoche erleben wir den Leidensweg von Jesus persönlich, anhand von Symbolen wie den Palmzweigen, die auf den Einzug nach Jerusalem hinweisen", erklärt Sven Clouth (45), Diakon der katholischen Kirchengemeinde St. Gereon und Dionysius.

Pfarrer Burkhard Hoffmann (66) erläutert das Geschehen am Gründonnerstag, an dem Jesus mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl feiert: "Danach geht er in den Garten Gethsemane, der übrigens noch heute existiert, um zu beten." Von seinem Jünger Judas verraten, wird Jesus verhaftet und vor den römischen Stadthalter Pontius Pilatus geführt. Um einen Aufruhr zu vermeiden, liefert er den vermeintlichen Hochverräter dem Tod aus. "Anschließend wäscht Pilatus seine Hände in Unschuld", erklärt Diakon Clouth. Bis heute steht die Redewendung für fehlende Zivilcourage.

Für Ute Merten (57), Kirchenmusikerin an St. Gereon, bedeutet der Gründonnerstag vor allem das Fernbleiben jedweder Musik nach der Abendmahlfeier: "Nach dieser Messe schweigt alles, was klingt. Das fängt bei ganz klassischen Instrumenten an und bedeutet auch, dass Glocken und Schellen schweigen - bis zur Osternacht". Ganz still ist es bei der Organistin dann aber doch nicht: "Am Karfreitag drehe ich Bachs Matthäus-Passion ganz laut auf und mache den Hausputz fürs Osterfest.".

Auch der evangelische Pfarrer Falk Rüdiger Breuer pflegt eine besondere Karfreitagstradition. Er isst - wie viele andere Christen an diesem Tag - Fisch zu Mittag. "Das geht auf die Fisch-Symbolik als Zeichen der Zugehörigkeit zu einer christlichen Gemeinde zurück", erklärt der 53-Jährige.

Höhepunkt des Karfreitags ist die Todesstunde Jesu um 15 Uhr. "Die Gemeinde zieht schweigend in die Kirche ein, der Altarraum ist vollkommen leergeräumt, um den Tod Jesu zu verdeutlichen. Alle knien sich hin, und die Priester und Diakone legen sich vor den Altar", beschreibt Burkhard Hoffmann diesen für ihn und andere sehr emotionalen Moment.

Der evangelische Presbyteriumsvorsitzende Kurt A. Holz ordnet die Karwoche in die gesamte Fasten- oder Passionszeit ein: "Eine Zeit der Besinnung, des In-sich-Gehens", sagt er. "Mit Ostern, mit der Auferstehung Christi, kehrt die Hoffnung - und auch die Freude - zurück."

Aber nicht nur Erwachsene erleben die Karwoche als besonders: "Am Gründonnerstag lassen wir die Kinder eine symbolische Tafel mit bunten Sachen gestalten, an der wir dann gemeinsam das Abendmahl nachempfinden", erzählt Anne Günter-Ditgens (59), Leiterin des katholischen Familienzentrums St. Gereon. Es werde dann immer ganz still. "Ausnahmslos alle Kinder verinnerlichen die Besonderheit dieses Moments." Doch an erster Stelle stehe Ostern als fröhliches und buntes Fest, betont die Kita-Leiterin. "Am Dienstag nach Ostern werden wir das Fest mit einem gemeinsamen Frühstück nachfeiern", freut sich die 59-Jährige schon jetzt auf diesen Tag. Christus wird dann mit Posaunen, Trompeten und Glockengeläut auferstanden sein und den Christen Halt, Hoffnung und neue Kraft geben.

(kles)
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