Edeltraud Gatz "Viele ernähren sich auf schreckliche Art"

Langenfeld · Heute ist deutschlandweit "Tag der gesunden Ernährung". Tipps einer Langenfelder Ökotrophologin und Heilpraktikerin.

 Anhaltspunkte zu Gewicht und Fettanteil im Körper gibt Edeltraud Gatz diese Spezialwaage. Sie zeigt Ernährungssünden auf.

Anhaltspunkte zu Gewicht und Fettanteil im Körper gibt Edeltraud Gatz diese Spezialwaage. Sie zeigt Ernährungssünden auf.

Foto: RALPH MATZERATH

Man hat das Gefühl, jedes halbe Jahr kommen neue Ernährungstrends raus. Das verunsichert, was man nun essen und was man weglassen soll.

Gatz Das ist richtig. Die Nahrungsmittelindustrie macht mit uns, was sie will. Mal soll man viel Eiweiß essen, dann wieder nicht. Dann werden auf einmal Kohlenhydrate in den Vordergrund gerückt, und dann sind sie wieder ungesund. Mit bewährten alten Ernährungsmethoden hat das nichts zu tun.

Was empfehlen Sie?

Gatz Wir müssen unser Essen dem Körper und den Uhrzeiten anpassen. Abends etwa viele Kohlenhydrate zu sich zu nehmen, ist schlecht, weil die Bauchspeicheldrüse um diese Zeit nur noch auf Sparflamme arbeitet. Ein Stück Kuchen sollte man sich am Abend verkneifen. Der Zucker wird nicht mehr abgebaut, sondern in Fett umgewandelt. Sobald der Zucker aus dem Blut ist, setzt erneut Hunger ein.

Also, was tun? Nach 18 Uhr nur noch Brot mit hohem Eiweißanteil essen?

Gatz Nein, denn der Begriff Eiweißbrot wird falsch verstanden, ich empfinde das als reine Augenwischerei. Auch in eiweißhaltigem Brot ist immer noch ein hoher Anteil an Kohlenhydraten. Das bringt gar nichts. Überhaupt ist in meinen Augen eine reine Eiweißdiät nicht sinnvoll. Zu viel Fleisch können die Nieren nicht verstoffwechseln und der Körper übersäuert. Das wiederum kann zu Rheuma und anderen degenerativen Erkrankungen führen. Bei vielen Menschen ist die Art, zu essen, einfach schrecklich: zu fett, zu süß, zu salzig. Ich denke da besonders an viele Fertigprodukte, die mit Aromen genießbar gemacht werden, und dem Körper nur schaden.

Was und wie sollte man denn essen?

Gatz Zur Hälfte Gemüse, roh oder gegart, das ist egal. Und den Rest gleichmäßig auf Kohlenhydrate und Eiweiß verteilt. Dann nimmt man auch nicht zu.

Was ist mit Obst und Salat?

Gatz Obst auch nicht am Abend essen. Es enthält Fruchtzucker und damit Kohlenhydrate. Salat zum Mittagessen und wer ihn verträgt auch abends.

Was ist mit Trinken? Seit neuestem gelten Tee und Kaffee ja auch als Flüssigkeit, die den Körper entlastet.

Gatz Tee ist gut, doch das Beste ist immer noch Wasser. Kaffee übersäuert. Sie müssen sich Wasser vorstellen wie einen Omnibus, der durch den Körper fährt und alle Schadstoffe mitnimmt. Der Tee-Bus wäre schon halb besetzt. Mit zwei bis drei Litern Wasser pro Tag tut man seinem Körper viel Gutes.

Was halten Sie von den neuen Superlebensmitteln wie Quiona, Chia-Samen, Matcha-Tee, Gojibeeren?

Gatz Das sind ganz alte Dinge, die schon die Azteken kannten und die besonders in orientalischen Ländern gegessen wurden. Die sind sehr gut, sollten aber auch nur in Maßen auf den Tisch kommen.

Wie wichtig ist Bio-Nahrung?

Gatz Sicher ist sie nicht so belastet wie vieles andere. Schadstoffe der Umwelt bekommt sie dennoch mit. Gut, wenn man beim Bio-Bauern um die Ecke kaufen kann. Da weiß man, was man hat.

Das Putzen von Gemüse verlangt viel Zeit, die heute kaum jemand hat.

Gatz Das stimmt. Aber man kann mit ganz ruhigem Gewissen tiefgefrorenes Gemüse (ohne Soße) nehmen. Die Qualität ist immer gut. Aber bitte keine Fertigprodukte.

Sollte man Fett durch Soja ersetzen?

Gatz Soja kann sich auf die Östrogenproduktion auswirken. Das sollte man bei übermäßigem Konsum bedenken.

Und Margarine?

Gatz Margarine ja, aber ich empfehle meinen Patienten, wenn Margarine, dann aus dem Reformhaus . Ich nehme zum Braten Butterschmalz, das ist geklärte Butter und schmeckt sehr gut. Und als Brotaufstrich empfehle ich mageren Frischkäse. Für Veganer gibt es Aufstriche aus Lupine, die basisch und gesund sind und auch gut schmecken.

Wirklich?

Gatz Ja, wirklich. Dem Genuss steht meist nur dem Kopf im Wege, der sagt: Das ist aber kein Fleisch und schmeckt auch nicht so.

ISABEL KLAAS FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(ik)
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