Langenfeld/Monheim Unternehmer Rhein-Wupper warnen vor Euphorie

Langenfeld/Monheim · Verbandsgeschäftsführer Tressin: Sonderfaktoren vermitteln "Trugbild" von der Kraft der heimischen Wirtschaft.

Die Unternehmerschaft Rhein-Wupper ist mit einem positiven Lagebild und "verhaltenem Optimismus" ins neue Jahr gestartet. Wenige Wochen vor den Tarifverhandlungen in ihrer Branche warnte die Vereinigung, die auch Arbeitgeberverband der Metall- und Elektroindustrie in Langenfeld, Monheim und weiteren Städten im Raum Leverkusen ist, aber auch vor einer zu großen Belastung der heimischen Industrie und damit ihrer Wettbewerbsfähigkeit.

Dank einer "konstant hohen Auslastung" seien die Auftragsbücher der rund 200 Mitgliedsunternehmen trotz Abschwächung im Dezember zuletzt noch gut gefüllt gewesen, berichtet Verbandsgeschäftsführer Andreas Tressin. Zugleich warnt er vor Euphorie: Vergessen werden dürften nicht die "Sonderfaktoren", die derzeit zum Erfolg der deutschen Wirtschaft beitragen, wie der niedrige Ölpreis, niedrige Zinsen und ein günstiger Wechselkurs. "Nimmt man hinzu, dass viele unserer Mitgliedsunternehmen im industriellen Bereich ihre Renditen nicht allein mit ihren qualitativ hochwertigen Produkten, sondern vielfach zu einem großen Teil dadurch erzielten, weil sie zum richtigen Zeitpunkt Rohstoffe und Energie einkauften, relativieren sich viele der sich abzeichnenden positiven Jahresabschlüsse." Der Welthandel wachse derzeit nur schwach. "Viele Schwellenländer suchen nach einem neuen wirtschaftspolitischen Kurs, und die ökonomischen Folgen der Flüchtlingszuwanderung sind derzeit überhaupt nicht abzuschätzen." Vor diesem Hintergrund verheiße die aktuelle IW-Konjunkturprognose für 2016 ein Wachstum von nur 1,5 Prozent.

"Der Preis- und Margendruck wird immer brutaler", betont Tressin. "Unsere Unternehmen zahlen Weltklasselöhne, wobei sich der Anstieg der Entgelte seit der Wirtschafts- und Finanzkrise noch einmal beschleunigt hat." So seien die Entgelte von 2008 bis 2015 je Stunde um fast 17 Prozent und die Effektiventgelte um nahezu 21 Prozent gestiegen, während das Produktivitätsplus kaum mehr als 4 Prozent betrage. Der Verbandsgeschäftsführer warnt die Politik vor Entscheidungen, die die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft schmälern. "So darf es unter keinen Umständen weitere Einschränkungen bei der Leiharbeit und zu den Werkverträgen geben", erklärt Tressin. Den Gesetzentwurf aus dem Bundeswirtschaftsministerium nennt er einen "Bremsklotz gegen die Vernetzung und Arbeitsteilung der Industrie 4.0: praxisfremd, hoch bürokratisch und so überhaupt nicht durchführbar". An die Gewerkschaften appelliert Tressin, "auf dem Teppich zu bleiben". Lohnsteigerungen wie in den vergangenen Jahren nähmen den Unternehmen "die Luft zum Atmen".

(gut)
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