Prosit 2018 ! Unser Jahrhundert Wird Volljährig Unser Tischfeuerwerk - ein Rohrkrepierer !

Langenfeld · Die RP hat zehn Euro auf die Ladentheke gelegt und den Test gemacht - hier das Ergebnis.

Prosit 2018 ! Unser Jahrhundert Wird Volljährig: Unser Tischfeuerwerk - ein Rohrkrepierer !
Foto: Miserius Uwe

LEverkusen/Langenfeld Eine Gruppe rheinischer RP-Redakteure wollte es wissen: Warum für das Silvesterknallen viel Geld ausgeben, wenn es auch ein Tischfeuerwerk tut?

Zehn Euro war uns der Spaß wert. Doch das Ergebnis ist eher ernüchternd: Wenig Schall, etwas Rauch, Brandlöcher und viel Papiermüll auf dem Tisch.

Mal ehrlich: Warum kaufen wir jedes Jahr zu Silvester eigentlich ein sündteures Feuerwerk, das knallt, stinkt und dem Nachbarn sogar schon die Konifere in Brand gesetzt hat? Wäre es nicht toll, dieses Mal zu verzichten und damit all die alten, noch unangetasteten guten Vorsätze vom Januar quasi mit dem letzten Tag des Jahres aus dem Gewissen zu streichen? Ein Blick in die Supermarkt-Prospekte schafft letzte Gewissheit. Das "Bombenrohr" in Verbindung mit "Licht- und Soundbuketts der benachbarten Feuerwerksbatterie kostet allein schon 50 Euro. Dazu werden dringend "kräftige Böller" empfohlen - vom Knallfrosch bis zum Verkaufshit China D. Und wer richtig Eindruck schinden will, braucht unbedingt noch fertig verbundene Vulkanfächer und Römische Lichter. Für den Gesamtpreis könnte eine dreiköpfige Familie eine Woche im Bayrischen Wald Urlaub machen.

Das macht die Entscheidung leicht: In diesem Jahr kein Feuerwerk. Oder noch besser: Wir testen ein Tischfeuerwerk für zehn Euro, das den Geldbeutel schonen, die Brandgefahr ausschließen und trotzdem viel Spaß garantieren soll - verspricht zumindest die Verpackung. Die Kollegen im Büro testen erwartungsfroh mit - und ziehen Minuten später erstmals lange Gesichter. Der Chef und seine Stellvertreterin haben im dritten Versuch endlich das "lustige Festtags-Knallbonbon" auseinandergezogen und lesen jetzt betreten einen anzüglichen Witz über ein Ehepaar in Scheidung. Im Knaller-Jargon würde man das Rohrkrepierer nennen. Gut: Jeder Wolkenkratzer hat man als Keller angefangen. Also zweiter Versuch - diesmal mit dem erfolgversprechenderen Orakel-Wunschzauber.

Nachdem die winzige Zündschnur endlich brennt, muss der Tester feststellen, dass die kleine Funkenfontäne zielsicher die auf dem Tisch liegende Luftschlange ankokelt. Auch die Verpackung fängt Feuer. Während alle die Flamme auspusten, macht es "Puff", ganz so, wie man das aus Loriots legendärem Sketch um das Spiel "Wir bauen uns ein Atomkraftwerk" kennt. Nur dass keine Kühe umkippen, sondern fünf Tarotkarten aus einer Pappdose fliegen. Das soll reichen, um jedem vorauszusagen, was ihn 2018 erwartet? Der einzige Satz, der sich mit den wenigen Karten belegen lässt, wäre: "Zukunft ist gut für alle." Die nächste Dose (Musikzauber) brennt ebenfalls an und offenbart beim "Puff" ein winziges Plastik-Saxophon. Dafür hat die Tischdecke jetzt ein Brandloch, und im Raum stinkt's wie in der Räucherkammer.

Wir brechen den Versuch ab und ziehen das Fazit: Indoor-Feuerwerk ist so lustig wie ein Hausbesuch des örtlichen Steuerprüfers. Vielleicht sollten wir fürs neue Jahr doch schnell noch ein paar gute Vorsätze fassen - und dann echte Raketen kaufen gehen.

Wichtig: Bloß den Teller nicht vergessen! Er schützt den Tisch vor Brandlöchern.

(RP)
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