Langenfeld Trauernde Eltern gründen Gruppe

Langenfeld · Das Kinderbettchen steht bereit, die Großeltern haben bunte Spielsachen und kuschelige Strampler geschenkt, und alle Gedanken der werdenden Eltern kreisen nur noch um die bald anstehende Geburt. Doch was, wenn plötzlich alles ganz anders kommt?

 Die Selbsthilfegruppe Windspiel für trauernde Elterntrifft sich regelmäßig in Langenfeld: Anna Lio und Isabelle Rank (v. li.) gehören zu den ersten Mitgliedern.

Die Selbsthilfegruppe Windspiel für trauernde Elterntrifft sich regelmäßig in Langenfeld: Anna Lio und Isabelle Rank (v. li.) gehören zu den ersten Mitgliedern.

Foto: RALPH MATZERATH

Anna Lio hatte eine unbeschwerte Schwangerschaft, doch in der 38. Woche ging es der 33-jährigen Erzieherin plötzlich schlecht. Aus Angst um ihr Baby machte sie sich sofort auf den Weg ins Krankenhaus. Zuerst schien alles in Ordnung zu sein, auch das Herz des ungeborenen Mädchens schlug kräftig. Als die Beschwerden nicht nachließen, wurden die Langenfelderin und ihr Baby erneut untersucht. "Schon zwei Tage später hatte sein Herz aufgehört zu schlagen", sagte die junge Frau. Per Kaiserschnitt wurde das tote Kind geholt. Die Ärzte vermuteten, sagt sie, dass es an einem Infekt gestorben sei, der nicht erkannt worden ist.

Fünf Monate lang fühlte sich Anna Lio wie unter einer Dunstglocke, war völlig ausgebremst und hat sich nur mit ihrer Trauer beschäftigt. "Es ist schlimm, wenn Freunde oder Verwandte gar nicht über das Thema reden wollen. Das hat mir weh getan." Jetzt kämpft sie sich langsam ins Leben zurück, sucht Kontakt zu Gleichgesinnten und hat in der Selbsthilfegruppe "Windspiel", die sich an jedem zweiten Mittwoch im Monat in der Elternschule am Richrather Krankenhaus trifft, eine gute Anlaufstelle gefunden. Der nächste Termin ist am 9. November, 19.30 Uhr.

PR-Beraterin Isabelle Rank (32) hat die Gruppe für trauernde Eltern gegründet. Sie verlor ihren Sohn Anton kurz nach der Geburt im Frühjahr. Er litt an einem Lymphangiom - einem gutartigen Tumor in den Lymphgefäßen, der in der 20. Schwangerschaftswoche beim Ultraschall entdeckt worden war. Weil sich nach der zunächst unkomplizierten Schwangerschaft später weitere Komplikationen einstellten, wurde das Kind sieben Wochen vor dem errechneten Geburtstermin geholt. Es starb zwei Tage später. Die Ärzte in der Kinder-Klinik St. Augustin seien kompetent und mitfühlend gewesen. Doch was fehlte, sei die konkrete Hilfe danach, erklärt die 32-Jährige.

Isabelle Rank fiel zu Hause erst einmal in ein tiefes Loch. "Meine Hebamme hat mich zum Glück sehr getröstet." Die Mutter einer kleinen Tochter hat in der Region vergeblich nach einer Selbsthilfegruppe gesucht. "Es ist wichtig, dass man über seine Trauer spricht." Sie wandte sich an den Hospizverein und die Diakonie in Düsseldorf. Doch es fand sich kein passendes Angebot. Die nächste Gruppe traf sich 40 Kilometer entfernt in Essen.

Martina van der Weem und Marlies Herrmann vom Verein Mamasano mit Büro an der Klosterstraße, der junge Eltern begleitet, haben ihr schließlich beim Aufbau einer Gruppe geholfen. Der Verein stellt die Räume für die Treffen zur Verfügung und kümmert sich um die Flyer. "Mir hilft schon der Gedanke, dass man nicht alleine ist", sagt Rank. "Das gibt Halt."

(pc)
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