Langenfeld Stadtwerke leihen sich Geld bei Bürgern

Langenfeld · Langenfelder können zu einem attraktiven Zinssatz in den Ausbau des Glasfasernetzes im Stadtgebiet investieren.

Es ist für die Stadt eine Premiere, doch der Erfolg lässt sich bereits ablesen: Gestern ging eine erstmals ausgegebene Bürgeranleihe an den Start, mit der Langenfelder in den mit insgesamt 30 Millionen Euro veranschlagten Ausbau des städtischen Glasfasernetzes investieren und dabei einen attraktiven Zinssatz von jährlich 2,22 Prozent einstreichen können. "Der durch den Ausbau des Breitbandnetzes für schnelles Internet geschaffene Mehrwert soll in der Stadt bleiben", sagte Bürgermeister Frank Schneider gestern bei der Präsentation dieser Anleihe.

Vor zwei Jahren hatten die Stadtwerke Langenfeld (SWL) mit dem Ausbau des Glasfasernetzes begonnen, das bis 2023 flächendeckend verfügbar sein soll. "Aktuell haben wir rund 550 Privathaushalte und 180 Gewerbebetriebe vor allem in Wiescheid und Berghausen angeschlossen", sagt SWL-Chef Kersten Kerl. Der Investitionsbedarf für die kommenden beiden Jahre betrage fünf Millionen Euro. Und diese Summe sei der Kostenrahmen der über die Stadt-Sparkasse (SSK) Langenfeld abgewickelten Bürgeranleihe. "Den Ausbau des Breitbandnetzes in städtischem Auftrag können wir natürlich nicht allein aus eigenen Mitteln stemmen. Aber warum sollen wir die Kredite bei großen Bankhäusern aufnehmen, wenn alternativ doch Langenfelder Bürger als Geldgeber von den Zinsen profitieren könnten?"

Nach Angaben von Sparkassendirektor Stefan Noack können zu gleichen Teilen Kunden der SSK oder der SWL Anleihen zwischen 5000 und maximal 25.000 Euro erwerben. "Die Laufzeit zum Zinssatz von 2,2 Prozent beträgt zehn Jahre, kann aber nach zwei Jahren gekündigt werden." Offensichtlich hatte die Sparkasse schon vor der gestrigen Vorstellung eigene Kunden vorab informiert. Jedenfalls war nach Noacks Angaben der gesamte eigene Kostenrahmen von 2,5 Millionen Euro bereits zur Mittagszeit ausgeschöpft, so dass nur noch SWL-Kunden Bürgeranleihen erwerben können; bis zum 26. November.

Mitbewerber Unitymedia erreicht nach Angaben von Sprecher Olaf Winter in Langenfeld 23.000 Haushalte. Über ein Koax-Glasfasernetz sei schnelles Internet mit bis zu 200 Megabit pro Sekunde möglich. Angesprochen auf die Bürgeranleihe von SWL und SSK entgegnete Winter: "Finanzierungsmodelle von Mitbewerbern kommentieren wir grundsätzlich nicht."

Nach Kerls Angaben ermöglichen die SWL über das eigene Breitbandnetz unabhängig von der Zahl der Nutzer Übertragungsraten bis 1000 Megabit pro Sekunde und damit über digitales Fernsehen oder Telefonieren hinaus zahlreiche Multimedia-Anwendungen. Doch um möglichst rasch viele Kunden anzuschließen und möglichst wenig Straßen aufzureißen, griffen die SWL "als Zwischenschritt" auf Kabelverzweiger der Telekom zurück. Die von dort aus in die Häuser führenden, gemieteten Kupferkabel ermöglichten nur etwa 100 Megabit.

(mei)
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