Monheim Stadt liegt mit Kitaplatz-Prognosen daneben

Monheim · Die Monheimer CDU will ein Gutachten in Auftrag geben, um den Bedarf an Kita-Plätzen verlässlich ermitteln zu lassen.

Massiv in die Kritik der Ratsopposition geraten ist Bürgermeister Daniel Zimmermann jetzt im Jugendhilfeausschuss, als er den Kindergartenbedarfsplan für 2016 bis 2019 vorstellte. Die Einführung des Rechtsanspruchs, die familienfreundliche Politik der Stadt und die Gebührenfreiheit haben die Nachfrage nach U3-Plätzen so stark steigen lassen, dass er bis 2019 vier neue Kitas bauen will, je zwei in Monheim und in Baumberg. Die Verwaltung habe zwölf Grundstücke ausfindig gemacht, die sich als Standort eigneten, aber zum Teil privat seien, sagte Zimmermann. "Deshalb wollen wir erst Gespräche führen, wann und zu welchen Konditionen sie zur Verfügung stehen, bevor wir sie öffentlich machen." Dieser sich abzeichnende beträchtliche Investitionsaufwand stimmte CDU und SPD misstrauisch.

Er fühle sich von der Verwaltung "verschaukelt", sagte Alexander Schumacher (SPD), nachdem es in Sachen Kita am Mona Mare geheißen habe, damit könne der Bedarf gedeckt werden. Er wollte wissen, ob die Zahlen nun fundiert seien. Allein die außergewöhnliche Quote 2014 mit 60 Geburten über dem Durchschnitt der Vorjahre erzeuge spätestens 2017 eine starke Nachfrage, die wohl gar nicht berücksichtigt sei. Zimmermann räumte ein, dass die Kitaplanung 2015 schon wenige Monate nach ihrer Fertigstellung nicht mehr gestimmt habe. Deshalb habe man vor den Sommerferien zwei Überhanggruppen einrichten müssen. Daraus habe man ja auch personelle Konsequenzen gezogen, sagte er und spielte damit auf die schnelle Entlassung der erst neuen Bereichsleiterin an. Zudem habe man eine neue Abteilungsleitung eingerichtet, "damit so etwas nicht noch mal passiert".

Die CDU untermauerte ihre Skepsis bezüglich der städtischen Prognosezahlen sogar mit einem Antrag, lieber ein externes Gutachten einzuholen, um diesmal verlässliche Bedarfszahlen zu erhalten. Vize-Fraktionschef Tim Brühland wunderte sich über die eklatanten Unterschiede zu früheren Bedarfsplanungen und bemerkte süffisant, dass eine einzelne Person wohl kaum die erfahrenen Mitarbeiter der Abteilung so in die Irre führen könne. Er kritisierte ferner, dass diese Investitionen nicht Teil der Haushaltberatungen gewesen sind. Als "Schaulaufen" tat Zimmermann die Kritik ab, weil Brühland eigentlich nicht Mitglied dieses Gremiums ist, erklärte aber dann, dass die der Bedarfsermittlung zugrundeliegenden Prognosezahlen schon falsch waren. So habe allein die Zahl der Zuzüge eine unerwartete Dynamik entwickelt. Außerdem wies er darauf hin, dass Monheim mit seinen stark erhöhten Bedarfszahlen voll im Trend liege, in Köln fehlten allein 100 Kitas. "Wir haben aber die Mittel, schnell und konsequent darauf zu reagieren", sagte Zimmermann.

Als Brühland den Umgang Zimmermanns mit seiner Kritik monierte, sprangen Peto-Leute dem Bürgermeister bei: Die Bedarfsplanung habe im Dezember noch nicht vorgelegen, weil das digitale Anmeldesystem für Kitaplätze Kivan erst am 1. November in Betrieb gegangen sei, sagte die Ausschussvorsitzende Lisa Pientak. Bis dahin gab es allein wegen der Mehrfachanmeldungen überhaupt keine verlässlichen Bedarfszahlen. Florian Große-Allermann meinte, dass die Verwaltungsvorlage in ihrer Ausführlichkeit einem Gutachten gleichkomme. Am Ende scheiterte Brühland mit seinem Antrag. Die Vorschläge der Stadt zum Kita-Ausbau wurden mehrheitlich angenommen.

(RP)
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